Marion Ahrens zieht vorübergehend bei Kollegin Clara Hertz ein. Sie braucht eine Auszeit – bezie-hungstechnisch und am liebsten auch beruflich. Ihr Ehemann Viktor zeigt wenig Verständnis für ihre Selbstzweifel. Die massive Ehekrise der beiden fällt zusammen mit dem Mordfall Dengler. Der Mann war Staatsanwalt, der mit Arbeitsrecht befasst war. Die Geschäftsführerin der Lübecker Agentur für Arbeit, Andrea Zander, arbeitete eng mit ihm zusammen. Auch sie ist wenig später tot. Hauptverdächtiger ist Lars Rückert, einst der Held von Lübeck, heute ein Sozialfall – und durch das behördliche Zutun von Dengler und Zander heute darüberhinaus vorbestraft. Der Mann ist impulsiv und steckt voller Wut. Auch einem betrügerischen Bauunternehmer steht das Wasser bis zum Hals. Und dann gibt es noch eine junge, ehrgeizige Lokalreporterin, die für eine gute Story offenbar über Leichen geht. Die penible Spurensicherung von „Oberlangweiler“ Viktor Ahrens wird maßgeblich zur Aufklärung der Morde beitragen. Solidität und Zuverlässigkeit haben also auch ihr Gutes.
Der 21. Fall des Lübecker „Duos“ gehört nicht gerade zu den Glanzstücken der Reihe. „Tödliche Nähe“ ist ein Allerwelts-Whodunit, in dem alles eine Spur zu laut ist und zu offensichtlich. Da ist der Turbokapitalistenschnösel im Teuer-Wohnen-Ambiente, der Hartz-IV-Empfänger „Sozialschmarotzer“ schimpft. Da ist der arbeitslose Hauptverdächtige, der randaliert und seine Umwelt nötigt, blauäugig, aber nicht ohne Grund, das Opfer der Umstände. Und da ist die Journalistin aus dem Klischee-Album der Vorurteile über die grausame neue Medienwelt. Mit solchen Sozial-Stereotypen lässt sich heute allenfalls noch ein 45-Minüter über die Runden plotten. Und hinter zu vielen Sätzen steht ein Ausrufezeichen. Da kann auch kein Jörg Schüttauf etwas retten, erst recht nicht die fehlbesetzte Esther Zimmering. Auch der Versuch, die beiden sozialen Gesichter Lübecks zu zeigen und das eine gediegen-stilvoll, das andere realistisch abgerissen zu inszenieren, endet in der Schwarzweiß-Falle. Die Ermittlerinnen nehmen sich selbst zu ernst und die Autoren den Krimi zu unwichtig.