Einer taffen Blondine wurde der Kopf eingeschlagen. Die Frau war Sekretärin des Direktors in einer Lübecker Bank. Ausgerechnet mit jenem Robert Lilienthal hatte Kommissarin Clara Hertz vor einiger Zeit eine Affäre. Ob er wohl der „Verursacher“ ihrer Schwangerschaft ist, die sie noch immer vor den Kollegen verschweigt? Lilienthal nervt mit seiner Geschäftigkeit, gerät als Claras Ex-Liebhaber aber gar nicht erst richtig unter Tatverdacht. Dieser Mann ist in jeder Hinsicht nicht zu fassen. Weiter unten auf der Karriereleiter gibt es ohnehin handfestere Mordmotive. Die Chefsekretärin soll eine Giftspritze gewesen sein. Mit einer Kollegin befand sie sich im Zickenkrieg und ihrem Ex war sie offenbar einer Veruntreuung auf die Schliche gekommen. Ein weiterer Verdächtiger ist ein ehemaliger Knacki, der vor Jahren die Bank zu überfallen versuchte und der seit kurzer Zeit Sex mit der Ermordeten hatte. Und ein Promi-Schmuck-Designer, der auch ein Auge auf die kühle Blonde geworfen hat, ist Verdachtsperson 5.
„Liebe und Tod“ aus der Reihe „Das Duo“ ist ein unterhaltsamer, gut gebauter Whodunit, der sich noch vor dem Mord durch kurze Flashbacks auf die künftigen Verdächtigen als eben solcher zu erkennen gibt. Überhaupt steckt der Film von Peter Fratzscher nach dem Buch von Eva und Volker A. Zahn voller beiläufiger Referenzen und kleiner Spielereien: Die Ermordete wird als Hitchcock-Blondine bezeichnet. Aus Robert Lilienthal, der Clara mit Lilien (!) überrascht, wird im Versprecher schon mal Peter Lilienthal, Fratzschers Verbands-Kollege, der dieses Jahr für sein Lebenswerk den Regie-Preis bekam. Und eine Bank, die „Money & Go“ heißt, entbehrt nicht einer gewissen Komik. Solche Aufheiterungen sind das i-Tüpfelchen auf einem Krimi, der seinen Reiz vor allem aus der Vielfalt seiner Charaktere zieht.
Alle Verdächtigen sind nicht nur Verdächtige, sie sind zugleich Sozio-Typ oder bleiben psychologisch undurchschaubar. Was treibt die Sachbearbeiterin einer Bank in die Fänge eines Bankräubers? „Schlag mich… Es geht bestimmt noch fester!“ Braucht sie das sexuell? Will diese Frau sich stellvertretend für ihre Kollegen bestrafen lassen? Gespannt folgt man dieser gespalten wirkenden Frau – nicht zuletzt, weil sie von Nina Kunzendorf in unnachahmlicher Art mit Leben und Leiden(schaft) erfüllt wird. Aber auch bei dem kleinen Banker, der zum Bauernopfer gemacht wird, vermutet man Abgründiges – schließlich wird er von Johannes Allmayer gespielt. Allein Roman Knizka gibt ein bisschen zu sehr Knizka. Für Martin Feifel mag das auf den ersten Blick auch gelten. Aber der spielt seinen Kriminellen prächtig düster und undurchlässig für simple Erklärungen. Fazit: ein dichter, klar und flott erzählter Krimi um das Lübecker „Duo“ mit starkem Finale, bei dem selbst die Privatgeschichte kaum stört.