Wo Sägebrecht drauf steht ist auch Sägebrecht drin. Auf das bayerische Original ist Verlass. Stets verkörpert Marianne Sägebrecht das Gute im Menschen. Ihre Rollen sind voller Wunschprojektionen. Die Frau, die als „Zuckerbaby“ bekannt wurde und die durch Percy Adlons „Out of Rosenheim“ und „Rosalie goes Shopping“ auch einen Karriere-Zwischenstop in Hollywood einlegte, wo sie neben Michael Douglas in „Der Rosenkrieg“ vor der Kamera stand, träumt nicht nur von einer besseren Welt – sie tut auch etwas dafür. Sie hat ein Herz für Tiere, Kinder und sie denkt an eine Großfamilie als Altenteil.
Weil die Sägebrecht, die vom Kabarett kommt und der man das – ähnlich wie Ottfried Fischer – bis heute auch deutlich anmerkt, immer nur das überzeugend spielt, was mit ihrem Leben zu tun hat, hat ihr die renommierte Autorin Hannah Hollinger eine Rolle auf den Leib geschrieben, in der sich die Heldin den Traum von einem offenen, mehrere Generationen beherbergenden Haus erfüllen möchte. Auch wenn „Charlotte und ihre Männer“ dramaturgisch zunächst sehr an die Marga-Engel-Filme erinnert, in denen Sägebrecht eine wohltätige Köchin spielte, so setzt der Film von Dirk Kummer letztlich doch mehr auf Tiefgang und wird zu einer Variation über die Liebe, die Einsamkeit und die Hoffnung vom Glück.
Marianne Sägebrechts Charlotte ist Dreh- und Angelpunkt. Sie ist eine Physiotherapeutin mit Leib und Seele – und der heimlichen Hoffnung, dass eines Tages noch der Richtige kommen wird. Ein Mal war er schon da. Jener Traummann Robert schenkte ihr sogar drei Kinder, doch geheiratet hat sie einen anderen. Die Freundschaft mit Robert überdauerte die Liebe zum treulosen Gatten. „Charlotte und ihre Männer“ reflektiert mit solcherlei amourösen Extravaganzen die Liebe in den Zeiten von Lebensabschnittspartnerschaften. Und seit langem erwacht die Film-Sägebrecht am morgen mal wieder an der Seite eines Mannes. Ausgerechnet in einen in politische Schmiergeldaffären verwickelten PR-Berater verliebt sich ihre Charlotte. Doch man verrät nicht zu viel, wenn man sagt, dass sie den von Frau und politischen Freunden Verlassenen auf den Pfad der Tugend führen wird.
Gespielt wird dieser von Rudolf Kowalski, der in Sachen Lebensabschnittspartnerschaft einschlägige Film-Erfahrungen mit Bella Block gesammelt hat. Beim Zusammentreffen mit der Idealistin Charlotte sieht der Vollblutpragmatiker rasch seiner liebevollen Läuterung entgegen. „Sie immer mit Ihren Weisheiten“, sagt er zu Beginn. Er hätte auch Binsenweisheiten sagen können. Am Ende erliegt er nicht nur den „magischen Händen“ der Heldin, sondern auch dem Traum eines besseren und moralischeren Lebens. Weil Autorin Hollinger und ihre Hauptdarsteller sich um die Seele der Figuren bemühen und nicht die Gegensätze zwischen den beiden klischeehaft komödiantisch ausspielen, wie man es bei Marga Engel sah, hat die Gutmenschlichkeit in „Charlotte und ihre Männer“ ein glaubhaftes Fundament. Und das Paar Sägebrecht/Kowalski agiert unwiderstehlich.