Cecelia Ahern – Zwischen Himmel und hier

Catterfeld, Ströbel, Sycholt, Karen – ein Leprechaun und ein singender Privatdetektiv

Foto: ZDF / Patrick Redmond
Foto Tilmann P. Gangloff

„Zwischen Himmel und hier“ fügt sich bis zur Verwechselbarkeit in den Rahmen des „Herzkino“-Sendeplatzes; die Geschichte könnte auch in Schweden spielen („Inga Lindström“). Dass wir uns nicht im telegenen Cornwall befinden, darauf wird der geneigte Zuschauer mehrfach hingewiesen. Und für den dürfte der Auftakt zur Cecelia-Ahern-Reihe im ZDF recht vielversprechend sein. Alles fast wie bei Pilcher. Fast – die ästhetische Anmutung ist edler, die Szenerie „authentischer“, der Cast gut. Man spürt: Da ist noch mehr drin!

Auf der Suche nach neuen Vorlagen mit reizvollen Schauplätzen für Sonntagabendtermin ist das ZDF in Irland fündig geworden. Die Mainzer können sich zwar nicht brüsten, Cecelia Ahern entdeckt zu haben, schließlich ist ihr Debütroman „P.S. Ich liebe Dich“ bereits 2007 verfilmt worden, aber ihre Stoffe passen perfekt ins „Herzkino“. Außerdem tauchen ihre Romane regelmäßig auch in den deutschen Bestsellerlisten auf. Die Romanze „Zwischen Himmel und hier“ dürfte aus Sicht der Zielgruppe ein vielversprechender Auftakt sein.

Die vergleichsweise junge Irin Ahern (Jahrgang 1981) ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Gegenwart; ihre Bücher sind allein hierzulande über 8,5 Millionen mal gekauft worden. Sie hat eigens für das ZDF zwei Novellen geschrieben, auf denen die Drehbücher der beiden ersten Filme basieren; später hat sie Erzählungen zu ihrem jüngsten Roman, „Die Liebe deines Lebens“, zusammengefasst. „Zwischen Himmel und hier“ unterscheidet sich von den Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen vor allem durch den Schauplatz: Irland ist mindestens so grün, wie es das Klischee verspricht, die Iren sind trinkfest und brechen gern unvermittelt in Gesang aus, und „die irische Seele ist ganz was Besonderes“, wie die Mutter der Heldin zu Beginn versichert. Und so tummelt sich sogar ein leibhaftiger Leprechaun in der Geschichte.

Cecelia Ahern – Zwischen Himmel und hierFoto: ZDF / Patrick Redmond
Fährt diese Cecilia-Ahern-Verfilmung tatsächlich im Pilcher-Fahrwasser? Also Rock- & Folk sind in den Cornwall-Rührstücken nicht an der Tagesordnung. Stuart Dunne

Nachdem das geneigte Publikum also mehrfach darauf hingewiesen worden ist, dass sich die Ereignisse zwar im angelsächsischen Sprachraum, aber keineswegs im ähnlich grünen Cornwall zutragen, kann es endlich losgehen: Amelia (Yvonne Catterfeld mit rötlichen Haaren), Mitte dreißig und Tochter einer Buchhändlerin aus München, erfährt bei einer Irlandreise mit ihrer Mutter Magda, dass sie als Baby adoptiert worden ist. Kurz drauf erliegt Magda einem Herzinfarkt. Amelia, durch die Offenbarung stärker schockiert als durch den Tod ihrer Adoptivmutter, überlässt die Buchhandlung der Obhut ihrer Cousine, ignoriert den geplanten Heiratsantrag ihres Freundes Frederick und kehrt auf die Insel zurück, um nach ihren Wurzeln zu suchen. Nicht der Zufall, sondern besagter Leprechaun führt sie zu einem singenden Privatdetektiv namens Bobby (Ströbel): Ein mysteriöser Fremder hatte Amelia unmittelbar nach dem Tod Magdas aufgefordert, der Spur bestimmter Blumen zu folgen; und mit Bobbys Hilfe führt ihre Suche am Ende tatsächlich zu einem überraschenden Ziel.

„Zwischen Himmel und hier“ fügt sich bis zur Verwechselbarkeit in den Rahmen des Sendeplatzes; die Geschichte könnte genauso gut in Schweden spielen („Inga Lindström“). Welche Folgen die Bearbeitung des Drehbuchs (Stefanie Sycholt) durch Carolin Hecht hatte, kann man nur spekulieren; gemessen an ihren Dialogen für die „Allein unter…“-Reihe mit Hannes Jaenicke (Sat.1) ist „Zwischen Himmel und hier“ jedoch ziemliches braves Sonntagsfernsehen. Auch die Inszenierung hält sich strikt an die Regeln des so genannten Herzkinos im „Zweiten“. Im Unterschied zu den Rosamunde-Pilcher-Adaptionen gibt es zwar viel weniger Luftaufnahmen, aber gemessen an seinem letzten Werk fürs ZDF, „Das Mädchen mit dem indischen Smaragd“, ist Michael Karens Umsetzung ausgesprochen konventionell. Die prachtvolle Landschaft wird selbstredend dennoch von Kameramann Kay Gauditz gebührend in Szene gesetzt. Zur musikalischen Untermalung erklingt immer wieder mal der unvermeidliche Kuschelpop, aber dank der Sangesfreude der Iren gibt es auch guten einheimischen Folk, zumal in Amelias ursprünglichen Heimatort ein traditionelles Fest gefeiert wird, bei dem Bobby singen soll. Wie es der Zufall will, steht irgendwann auch Amelia auf der Bühne, und natürlich klingt es richtig gut, wenn Yvonne Catterfeld die Stimme erhebt. Später landet sie dann in Bobbys Bett, und völlig überraschend taucht just jetzt Frederick auf.

Die Einheimischen sind gut besetzt (allen voran Stuart Dunne als singendes Raubein Roddy) und immer gut drauf, das Kneipenlicht ist angenehm heimelig, die Landschaft prachtvoll und das Gras schön grün sowie die Auflösung einigermaßen unerwartet; außerdem passen Catterfeld und Ströbel als Paar gut zusammen. Im nächsten Film, „Mein ganzes halbes Leben“ (2.3.2014), stehen Amelia und Bobby zwar nicht mehr im Mittelpunkt, aber ihre Geschichte wird weitererzählt. Fazit: Herzerwärmend statt herzerweichend. (Text-Stand: 12.1.2014)

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Reihe

ZDF

Mit Yvonne Catterfeld, Sebastian Ströbel, Stuart Dunne, Julia Richter, Manuel Witting, Marion Mitterhammer, Antje Schmidt, Lisa Kreuzer, Brendan Conroy

Kamera: Kay Gauditz

Szenenbild: Derek Wallace, Michel Koning

Schnitt: Behruz Torbati

Musik: Siggi Mueller Titelsong: SJ McArdle („Two Steps from Heaven“)

Produktionsfirma: TV60 Filmproduktion

Drehbuch: Stefanie Sycholt – Bearbeitung: Carolin Hecht; Idee: Cecelia Ahern

Regie: Michael Karen

Quote: 6,04 Mio. Zuschauer (16,3% MA)

EA: 09.02.2014 20:15 Uhr | ZDF

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