“Hast du Silvias Patientin gesehen? Wenn unsere auch so aussehen!” Wenn zwei Single-Ärzte eine Gemeinschaftspraxis mit einer Psychologin eröffnen, dann ist der Umgangston für Frauen eher gewöhnungsbedürftig. Wenn die beiden Götter in Weiß aber unter postpubertären Bindungsängsten und Anflügen von Weltschmerz leiden, dann können Frauen auch wieder schmunzeln über so viel männliche Lächerlichkeit. Ab heute ist ein solcher launiger Geschlechter-Pingpong zu besichtigen in der etwas anderen Arzt-Serie “Broti und Pacek”. Unter dem Motto aus eins mach’ zwei hat Sat 1 zwei Helden der seit sechs Jahren erfolgreich laufenden Weißkittel-Serie “alphateam” nun in ein weiteres Serien-Format gepackt.
Im Pilotfilm geht es noch etwas drunter und drüber in der neuen Praxis. Eine Sprechstundenhilfe muss gefunden, Patienten angeschleppt werden und privat müssen sich der plastische Chirurg Franz Pacek, der Internist Joachim Brotesser und die Psychologin Silvia Dorn auch noch zusammenraufen, denn sie arbeiten nicht nur, sondern leben auch unter einem Dach. Das größte Problem aber hat Broti: der hat große Geldsorgen und schiebt kraftraubende Nachtschichten im Notfallwagen. Die Kollegen wissen natürlich von nichts. Sie wissen nicht einmal, dass er erst noch eine Prüfung bestehen muss, um praktizieren zu können. Das gemeinsame Zukunftsprojekt steht also auf des Messers Schneide.
Mit einem Duo, “Edel & Starck”, hat Sat 1 zuletzt gute Erfahrungen gemacht. “Broti & Pacek – Irgendwas ist immer” hat zwar nicht die gleiche Klasse wie die schräge Anwaltsserie kann sich als Spin-Off der mittelprächtigen Klinikserie “alphateam” aber durchaus sehen lassen. Das ist weder Comedy noch Drama. Im PR-Deutsch hat sich für solche Serien das Kürzel “Dramedy” eingebürgert. Doch wichtiger für die Identifikation ist die konträre Anlage der Hauptfiguren. “Der eine grübelt mehr, der andere teilt mehr aus”, bringt es Pacek-Darsteller Moritz Lindbergh auf den Punkt. Der plastische Chirurg hält sich in allem an Äußerlichkeiten fest, während Brotesser ein höchst moralischer Mensch ist. “Er hat ein großes soziales Gewissen und hätte gern ein geregeltes Leben mit Frau & Kindern”, so Wolfgang Wagner.
Mit Ablegern bekannter Serien hatte man zuletzt hierzulande wenig Glück. Während in den USA seit “Dallas” und “Denver Clan” so gut wie jede Erfolgsserie (s)ein “Spin Off” bekommt, gibt es für dieses populärkulturelle Format im Land der Dichter und Denker keine Tradition. Dabei hatte es mit Fritz Weppers Harry Klein, einst Bürogehilfe des “Kommissars”, der dann als Derricks Steuermann Karriere machte, so gut begonnen. Doch dann kam lange nichts und zuletzt nur Flops: “Stockinger”, die weitergesponnene Serie zu “Kommissar Rex” brachte Klasse, machte aber wenig Kasse; den “Girl Friends”-Ableger “Hotel Elfie” wollte kaum einer sehen, und mit dem “GZSZ“-Klon “Großstadtträume” produzierte RTL eine peinliche Seifenblase. Die Erwartungen dürften von daher nicht allzu hoch sein. Und die dürfte das preiswerte Format “Broti & Pacek” allemals erfüllen.