BlitzBlank

Jörg Schüttauf, Chiara Schoras, Ingo Rasper. Social-Touch-Comedy läuft nicht ganz rund...

Foto: SWR / Bettina Müller
Foto Rainer Tittelbach

Ein Chef will seinen streikenden Arbeitern beweisen, dass es sich mit 1000 € pro Monat gut leben lässt und macht selbst die Probe aufs Exempel. „BlitzBlank“ ist eine Was-wäre-wenn-Gesellschaftskomödie, die zwischen retardierender Romantik und expliziter Karikatur schwankt. Rasper ließ sich von „Eins, zwei, drei“ inspirieren, doch im Gegensatz zu Wilders Kultkinofilm gelingt der ARD-Komödie der Qualitätssprung zur Sozialsatire nicht. Dennoch macht das launige Spiel von Jörg Schüttauf & Chiara Schoras den Film sehenswert!

„Bei BlitzBlank wird nicht nur alles sauber, sondern blitzeblank.“ Torsten Blank, der Chef einer Gebäudereinigungsfirma, gefällt sich nicht nur in derartigen Werbeslogans, er ist auch so naiv zu glauben, dass nicht nur seine Firma die beste, sondern auch er der beste Chef sei. Als seine Arbeiter, angeführt von der charismatischen Lisa Lüttmer, in den Streik treten, um ein besseres Gehalt oder zumindest ihre Überstunden bezahlt zu bekommen, lässt sich Blank – in seiner Unternehmerehre gepackt – zu einer Wette hinreißen: Wenn er vier Wochen lang so wohnt, arbeitet und lebt wie sie, sprich: mit 1000 Euro, fallen die Arbeitsmaßnahmen aus. Wenn er verliert, bekommen die Putzkräfte mehr Geld. Dumm, dass in Blanks Abwesenheit in der Chefetage seine von ihm abgewiesene Sekretärin mit der Konkurrenz anbandelt und mächtig gegen Blank intrigiert. Doppelt dumm, dass dem Chef die wortgewandte, attraktive LL immer besser gefällt, während sie streng alle seine Schritte und Ausgaben überwacht.

Ingo Rasper über die Hauptfigur:
„Der Held ist nur ein ‚kleiner’ König. Blank muss nicht nur die noch Mächtigeren um den Finger wickeln, sondern vor allem den inneren Schweinehund besiegen und lernen, was es bedeutet, Verantwortung für seine Mitarbeiter zu übernehmen.“

BlitzBlankFoto: SWR / Bettina Müller
Hilfe! Der größte Arbeitgeber springt ab. Von wegen blitzblank. Gustav Peter Wöhler, Chiara Schoras und Jörg Schüffauf

„Komödien müssen (auch) ein bisschen schmerzhaft sein – und die Helden müssen die Schmerzen aushalten, um zu wachsen und zu lernen“, betont Regisseur Ingo Rasper. Die Schmerzen in dem ARD-Fernsehfilm „BlitzBlank“, zu dem er gemeinsam mit Daniel Atzorn das Drehbuch schrieb, halten sich indes in Grenzen, da in dieser Was-wäre-wenn-Komödie nur kurz vor dem Ende die Hauptfigur droht, völlig aus der Bahn geworfen zu werden. Die Geschichte nimmt sich anfangs aus wie ein soziales Experiment, der Film ist eine Gesellschaftskomödie, die zwischen retardierender Romantik und expliziter Karikatur schwankt. Rasper ließ sich – wie er sagt – von „Eins, zwei, drei“ inspirieren, doch im Gegensatz zum verspäteten Kultkinofilm von Billy Wilder gelingt „BlitzBlank“ der Qualitätssprung zur Sozialsatire nicht. Die starke Fixierung auf die beiden Hauptfiguren, zwischen denen sich zwar eine angenehm versteckte, spielerische Sympathieebene anbahnt, lässt die Nebenhandlung der Intrige in den Hintergrund treten; sie aber wäre ebenso bedeutsam für den Social Touch der Geschichte. Dramaturgisch läuft der Film nicht richtig rund. Die Haltungen verschwimmen irgendwo im typisch deutschen Konsens-Komödien-Mischmasch zwischen Alltagsrealismus und Klamauk. Den hübschen Metaphern, Whirlpool vs. Putzkolonne, zum Trotz – bleibt diese Komödie im Ansatz ihrer guten Idee stecken.

Ingo Rasper über den „Sinn“ seiner Komödie:
„Ich wollte nicht den Zeigefinger erheben, sondern eine leichte, unterhaltsame Komödie erzählen, die vor einem ernsthaften Hintergrund spielt und zeigt, welche Konflikte in einem Unternehmen entstehen, wenn ein  Chef wie Torsten Blank mit seinem Tunnelblick durch die Welt spaziert und denkt: ‚Ich bin ein guter Chef und alles ist schön.’.“

BlitzBlankFoto: SWR / Bettina Müller
Der Konkurrent schläft nicht – allenfalls mit Blanks „Eins, zwei, drei“-liker Sekretärin!? Eva Löbau & Roman Knizka in „Blitzblank“

Und so sind es mal wieder nur Einzelheiten, die einem angenehm in Erinnerung bleiben werden: der komödiantisch sympathisch aufspielende Jörg Schüttauf, dem es gelingt, einen Sympathieträger darzustellen, der vertrauenswürdig wirkt und dessen Verhalten sich dennoch hinterfragen lässt; und die mit wunderbarem Timing agierende Chiara Schoras als Domina mit Staubwedel und Fensterwischer. Überhaupt steckt einiges von den gewandelten Geschlechter-Rollen in der Interaktion der beiden Hauptfiguren. Aber damit ein Komödien-Maschinchen läuft, muss eben alles(!) stimmig ineinandergreifen. Da reicht es nicht, mit Versatzstücken aus anderen Filmen zu kommen, wie der drallen Chefsekretärin, die Blanks Sohn für eine Prostituierte hält (für ein paar unvergessliche Situationen ist Eva Löbau in ihrer körperbetonten Rolle natürlich schon gut), oder am Ende das Hohelied der Freundschaft zu besingen, um so zum Happy End zu blasen. Für eine potenzielle Sozialsatire ist das doch etwas viel Zufall. Fazit: noch etwas besser die Vorbilder studieren! (Text-Stand: 23.12.2012)

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Fernsehfilm

SWR

Mit Jörg Schüttauf, Chiara Schoras, Eva Löbau, Gustav Peter Wöhler, Tony Mpoudja, Roman Knizka, Peter Espeloer, Theo Trebs, Stephanie Amarell

Kamera: Stefan Sommer

Schnitt: Saskia Metten

Musik: Martin Probst

Soundtrack: Bee Gees („You win again“)

Produktionsfirma: Maran Film

Drehbuch: Daniel Atzorn, Ingo Rasper

Regie: Ingo Rasper

Quote: 4,34 Mio. Zuschauer (13,3% MA)

EA: 23.01.2013 20:15 Uhr | ARD

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