„Kinder sind was Wunderbares, solange es nicht die eigenen sind“, witzelt Musik-Manager Markus. Er kann ja nicht ahnen, dass die pfiffige Louisa gleich zwei solcher Nervensägen zu Hause hat – schließlich haben sich beide in einer Single-Show kennengelernt. Es hat ohnehin schon lang genug gedauert, bis es „schnackelte“. Und jetzt auch noch das! In der Pro-Sieben-Komödie „Blind Date – Flirt mit Folgen“ erzählen Erfolgsautorin Kit Hopkins („Irren ist männlich“) und Jungregisseur Anno Saul („Alte Liebe, alte Sünde“) davon, wie ein ehemals überzeugter Junggeselle einer alleinerziehenden Mutter den Hof macht.
Da ist vieles dem realen Alltag mit Kids abgelauscht. Mit Kindern im feinen Restaurant; die Glotze als letzte Rettung für den ungeübten Kindersitter; die Gute-Nacht-Geschichte, die mit dem Nickerchen der Mama endet, derweil der Liebhaber im Bett schmachtet. „Das alles sind Situationen, die die Leute wiedererkennen“, betont Redakteur Thomas Berger, der auch die Idee zu dieser Single/Eltern-Komödie hatte. „Wir wollten nichts Großartiges erfinden.“ Also recherchierte er im weiteren Bekanntenkreis, ließ sich aber nicht nur lustige Geschichten erzählen. Er hörte von Ziehvätern, die fast zwei Jahre um die Kinder der Partnerin werben mussten, und von alleinerziehenden Müttern, die bei Krankheit der Kinder, vorgaben, selbst krank zu sein, in der Hoffnung, so ihren Arbeitsplatz weniger zu gefährden.
2,5 Millionen Eltern erziehen ihre Kinder ohne Partner – Stand: 1997 (1,4 Mio. 1975). Zu 85 Prozent sind es Frauen, die mit den Kids das (Über-)Leben in einer nicht gerade kinder- und familienfreundlichen Gesellschaft proben. „Gerne hätten wir noch mehr den beruflichen und sozialen Aspekt mit reingebracht“, betont Berger. Aber 90 Minuten seien dafür zu knapp gewesen. Und man wollte keinen didaktischen Themenfilm machen, sondern vielmehr „eine humorvolle Liebesgeschichte, in der sich etwas gesellschaftlich Relevantes spiegelt“.
„Blind Date“ kommt ohne dramatische Geschichten, ohne überraschende Wendungen aus. Es herrscht die Dramaturgie des leicht überdrehten Alltags. Bei Pro Sieben erwartet man solch eine ernsthafte Liebes-Komödie nicht unbedingt. Ein Satz wie „alleinerziehende Mütter sind die bestorganisiertesten Menschen der Welt“ hörte man „ähnlich denn auch unlängst im ZDF-Fernsehspiel „Die ungehorsame Frau“. Ob dahin der Film besser passen würde? Redakteur Berger, der als Regisseur mit „Busenfreunde“ und der Fortsetzung „Dicke Freunde“ selbst zwei liebevolle Beziehungskomödien drehte, glaubt nicht, „dass man dem Zuschauer nur eine Farbe in einem Sender anbieten sollte“. Auch der neue Pro-Sieben-Leiter der Eigenproduktionen, Borris Brandt, will eine Politik der Genre- und Geschichten-Vielfalt pflegen: „Wir hatten bisher Löcher bei den frauenaffinen Stoffen. Das wird sich ändern.“
Für den etwas anderen Komödien-Ton sorgten Regisseur Anno Saul, ein ZDF-Spross mit Gespür ebenso für Schauspieler wie für einen modernen Bildstil, und vor allem die Darsteller: Grimme-Preisträgerin Claudia Messner („Der Rausschmeißer“) und Herbert Knaup („Irren ist männlich“) bevorzugen das Spiel der leisen Töne. Louisa ist eine Frau, die weiß, was sie vom Leben will, Markus ein sanfter, lernfähiger Egoist. Mehr komödiantisch krachen lassen darf es in „Blind Date“ Katharina Mller-Elmau („Eine ungehorsame Frau“) als einsame und verzweifelte Arzthelferin zwischen Karikatur und Wahrheit. (Text-Stand: 12.4.1998)