Christian Podiak schwärmt von seiner Frau Susanne. Sie sei sein Schmuckstück, sagt er. Jeden Wunsch lese er ihr von den Augen ab. In ihren Augen aber lässt sich nichts anderes als Angst und Verzweiflung lesen. Glücklich ist diese Frau nicht. Darüber kann auch die gemeinsame Reise nach Helsinki auf einem Luxusdampfer nicht hinweg täuschen. Ihr Mann ist ein krankhafter Kontrollfreak, er ist hochgradig eifersüchtig, jähzornig und gewalttätig.
In der ersten Hälfte des Sat-1-Movies „Bis dass der Tod uns scheidet“ hat die weibliche Hauptdarstellerin Muriel Baumeister kaum eine Dialogzeile. Sie kommentiert ihre Situation allein mit Blicken und kleinen Gesten. Ihre Susanne ergibt sich in ihr Schicksal. Ihr Mann hat das Sagen. Bernhard Schir spielt den weltmännischen Unternehmer, der zwar unangenehm prahlt mit seinem “großen Glück“, dem man den „Brutalo“ aber nicht ansieht. Umso überraschter ist man, als er das erste Mal zuschlägt. Geschockt ist auch das junge Pärchen, das bei den Podiaks am Tisch saß und das den „Streit“ in der Kabine mitbekommt. Die beiden helfen der Ehefrau, in Deutschland unbemerkt vom Schiff zu kommen. Ihr Mann indes nimmt an, sie sei tot. Denn Susanne hat ein Szenario inszeniert, das ihn glauben machen soll, dass sie sich das Leben genommen hat. Nur so kann sie den kranken Mann für immer loswerden.
Da hat sich Thriller-Experte Timo Berndt mal wieder was ausgedacht! Mit Glaubwürdigkeit hat das nichts, mit TV-Realismus noch viel weniger zu tun, besonders handlungsintensiv ist der Film von Edzard Onneken auch nicht und ein blutiger Showdown ist absehbar. Dennoch zieht das etwas andere Ehedrama einen in seinen Bann. Die Intensität des Spiels von Baumeister, die beredten Auslassungen, ihr Schweigen, das alles wirkt stimmig und setzt die Phantasie des Betrachters in Gang. Was muss dieser Frau alles widerfahren sein?! Selbst später, als sie einem anderen Mann (Henning Baum) begegnet, der ihr nichts Böses will, zuckt sie bei der leisesten Berührung zusammen. Auch Schir überzeugt als „ehrenwerter“ Frauen-Verächter. Er ist kein klassisches Thriller-Monster – aber eine Bedrohung, ein Angstmacher.
Foto: Sat 1 / Hardy Spitz
Nach Angaben von Terre des Femmes hat jede vierte Frau in einer Beziehung bereits Formen körperlicher und/oder sexueller Gewalt erlebt. Gesellschaftliche Faktoren wie Einkommen, Bildung und Alter sollen dabei keine Rolle spielen. Dass es viele Frauen aus Angst vor neuer Gewalt selbst nach schweren Misshandlungen oft nicht wagen, die Täter anzuzeigen, ist ein weit verbreitetes Phänomen. „Wenn man geschlagen und missbraucht wird, dann wird das Selbstvertrauen zerstört und die Person ist oft nicht mehr stark genug, sich zur Wehr zu setzen“, sagt Muriel Baumeister. Die Schauspielerin hat sich zur Erarbeitung ihrer Rolle über Frauenhäuser und Gewaltopfer ausgiebig informiert. Von daher ist das Schweigen der Heldin im Film nicht untypisch. Ein fingierter Selbstmord – das allerdings ist reines Kintopp.