Ein Fährunglück vor der spanischen Küste brachte Daniela und Caro vor 20 Jahren zusammen. Zwar wohnen sie nicht in derselben Stadt, machen aber jedes Jahr gemeinsam Urlaub. Dieses Jahr entscheiden sie sich für Cádiz, den Ort, wo sie sich das erste Mal begegnet sind. Jeder hat ein Problem im Gepäck: die so tough wirkende Daniela hat ihren Job als PR-Managerin verloren – und glaubt, ihr Leben sei mit Mitte 50 vorbei. Caro wäre in der Lage, dieses Problem zu relativieren, aber sie tut es nicht, spricht lieber von einer „zweiten Chance“, weil sie Daniela erst einmal nichts sagen möchte davon, dass sie schwer krank ist und nicht mehr lange zu leben hat. „Nutzen Sie die Zeit“, den Rat ihres Arztes hat sie sich zu Herzen genommen. Sie will genießen, Dinge tun, die sie sonst nie getan hat, sie will einen Urlaub mit ihrer besten Freundin ohne Trauerflor. Erst als es ihr körperlich schlechter geht, kann sie ihre Krankheit nicht länger verheimlichen. Daniela ist geschockt. Mit der Sorglosigkeit ist es nun vorbei. Daniela möchte Caro helfen, aber sie weiß nicht, wie.
Ob „beste Freundinnen“ sich so wie die beiden Heldinnen in dem gleichnamigen Film verhalten würden, sei dahingestellt. Als filmischer Entwurf einer Frau, die bereits gelernt hat, ihr Leben los zu lassen (allein in Bezug auf ihren 22-jährigen Sohn bereitet ihr das noch Probleme), wirkt die Geschichte aber durchaus plausibel. Wenn die Medizin nicht mehr helfen, wenn der Verstand sich keine Überlebensstrategie mehr basteln kann, dann scheint es richtig zu sein, den so banalen, aber in Verbindung mit einer unheilbaren Krankheit überaus wahrhaftigen Satz „Lebe jeden Tag, als ob es dein letzter wäre“ in die Tat umzusetzen. Außerdem sind die beiden Frauen keine typischen „besten Freundinnen“. Ihre Schicksals-Geschichte hat sie zusammengeschweißt, ihre Gegensätzlichkeit, nicht ihre gemeinsame Jugend, ihre Überzeugungen, ihre Haltungen zu den Dingen des Lebens. So kommt es dann auch, dass nach der Diagnose die Freundschaft auf des Messers Schneide steht. Sind sich die zwei doch nicht so nah? Oder weshalb kann die Karrierefrau die Art und Weise, wie ihre krebskranke Freundin den Tod auf sich zukommen lässt, nicht akzeptieren? Ist es eine Form der Trauer, in die sich Trotz mischt? Verbirgt sich hinter dieser Reaktion das Gefühl, dass die beste Freundin, die immer für den nötigen Ausgleich und für Stabilität im eigenen Leben gesorgt hat, sie verlassen, sie im Stich lassen wird? Es gibt plötzlich eine Menge Irritationen in der Beziehung der Frauen. Man muss sie nicht alle im Einzelnen nachvollziehen können. Wichtig ist nur, dass Drehbuchautorin Sophia Krapoth in der zweiten Hälfte des Films weder mit der Mitleidsmasche noch mit der Äußerlichkeit eines Melodrams die Handlung antreibt.
Foto: ZDF / Romano Ruhnau
Den Rest übernehmen die Schauspieler. So könnten beste Freundinnen aussehen: wie Ulrike Kriener und Lena Stolze. Letztere sieht für austherapierten Bauchspeicheldrüsenkrebs natürlich viel zu blendend aus. Aber sei’s drum. „Beste Freundinnen“ ist schließlich kein Krebsdrama, sondern ein Film über Freundschaft, über den Umgang mit Extremsituationen, über das Leben im Angesicht des nahen Todes. Von Vielem erzählt dieses lebensnahe Melo der neuen „Herzkino“-Schule im ZDF, ein bisschen. Es ist weder angetreten, in die Tiefe zu gehen, noch, sich in Tiefsinn zu ergehen. Die erste Szene gibt gleich sehr passend die Tonlage des Films vor. Daniela und Caro vor 20 Jahren, entkräftet stranden die beiden an der andalusischen Küste. Statt ihre Wunden zu lecken, beschließen sie, einen trinken zu gehen. Als ihnen klar wird, dass sie ja gar kein Geld (dabei) haben, brechen beide in einen Lachkrampf aus. „Auch so kann man mit existentiellen Situationen umgehen“, befindet ZDF-Redakteurin Anika Kern. Und so leicht und locker wie in Thomas Jauchs „Beste Freundinnen“ kann man solche Situationen, ohne dass sie verwässert werden, erzählen.