Fünf junge Menschen lassen sich durch Berlin treiben. Da sind Henning und Anna, die aus der Provinz gekommen sind, um etwas zu erleben – gemeinsam, dachte er, getrennt, entscheidet sie. Da ist Saralisa, eine langbeinige Schönheit, die hier – wie sie kokett sagt – „mal richtig durchgevögelt“ werden möchte, und da ist ihr Ex Andreas, der ein Theater-Engagement ergattert hat, was ihn zu sexuellen Allmachtsphantasien beflügelt. Und da ist schließlich Barotti, äußerlich ein „italienischer Zwerg“, aber ein Großer der Berliner Kunstbohème-Szene. Nach einer Nacht mit dem Landei Anna hat er plötzlich nur noch Augen für Saralisa. Die wiederum fühlt sich bald wieder ihrem Ex sexuell zuge-hörig. Da bleibt dem lieben Henning erst mal nichts anderes übrig, als eine Transportfirma zu gründen. Als dieser schließlich einen Auftrag von Saralisa erhält, ist der Reigen zwischen den fünf Getriebenen geschlossen.
Anna: „Sprichst du Italienisch?“ Saralisa: „Nein.“ Anna: „Spricht er Deutsch.“ Saralisa: „Weiß ich nicht, wir reden eher selten.“ (Filmdialog)
„… denn in dieser Stadt kriegst du nur, was du dir nimmst“ (Intro-Insert)
Foto: ZDF / Klaus Lemke
Mit „Berlin für Helden“ hat sich der deutsche Autorenfilmer der ersten Stunde („48 Stunden bis Acapulco“) Klaus Lemke nach München, Köln und Hamburg erstmals nach Berlin gewagt und wie der Tagesspiegel schrieb „den wohl treffendsten Berlin-Film über die ach so hippe Mitte der Hauptstadt“ gedreht. Es ist ein munteres Bäumchen-wechsel-dich-Spiel, bei dem wenig gesprochen, dafür viel geflucht oder gevögelt wird, wie man in jenen Jahren vorzugsweise zu sagen pflegte, in denen Lemke seine große Zeit hatte – den Seventies. Geschichte und Psychologie sind erwartungsgemäß unterbelichtet, dennoch entwickelt dieser „Straßenfilm“ ein seltsames Kraftfeld aus Figuren, die mehr physisch attraktive Hüllen sind als narrativ geprägte Charaktere, aus absurden Dialogen, aus bizarren bis konfusen Situationen und magischen Momenten. Es entsteht Lemke-like keine klassische Dramatik, sondern ein atemloser Bilderfluss, in dem man die Spurenelemente einer „sinnvollen“ Handlung suchen muss. Der Filmemacher, der den Alltag mit Filmen wie „Rocker“ (1972) oder „Idole“ (1976) gesellschaftsfähig und fernsehspieltauglich machte, beschwört die Mythen des coolen, amerikanisch geprägten Autorenfilms und zugleich die banalen Dinge des Lebens zwischen Mann und Frau, zwischen windigen Geschäftspartnern, zwischen Süchtigen aller Art. „Die Story-Fragmente sind von herzzerreißender Naivität“, schrieb Spiegel online zur Premiere.
„Berlin für Helden“ kann man dennoch mögen – wenn man sich beispielsweise auf die Phänomenologie des Sichtbaren einlässt, auf die Oberflächenreize. Und das sind vor allem die Schauspieler, allen voran Lemkes Muse Saralisa Volm („Hotel Desire“). Ob sie nun ihren aparten Körper in knappen Dessous herzeigt, genussvoll an einer Zigarette zieht oder ein sexy-Hingucker im knallroten Kleid ist – in ihrer Darstellung und der Art, wie Lemke und sein Kameramann Saralisa (so heißt auch die Figur) präsentieren, hat nichts vom gängigen Sinnlichkeitshochglanz-Glamour und wirkt auch nicht voyeuristisch. Eigentlich geht es nur um das eine, Sex, und das andere, Sehnsucht. Beides wird im Film kurzgeschlossen zu einem triebhaften Leerlauf. Das Problem für den Film, das sich daraus ergibt, kann Lemke nicht ganz umgehen: Wenn man so nah bei seinen Protagonisten bleibt und die sich beständig im Kreis drehen, dann kann das auch auf die Rezeption abfärben. (Text-Stand: 24.7.2013)