Ihre Überraschungsparty für den Gatten zum Fünfzigsten endet mit einer bösen Überraschung für Bella: ihr Martin betrügt sie auf dem Fest mit einer jüngeren Kollegin. Bella ist verletzt, verlässt noch in derselben Nacht das gemeinsame Eigenheim und zieht mit Tochter Lena ins Hotel. Sie ist zu stolz, um die finanzielle Hilfe ihres Mannes anzunehmen. Also sucht sie sich eine bezahlbare Wohnung in Berlin Kreuzberg – und Arbeit. Nach den ersten Reinfällen mit menschenunwürdigen Jobs findet sie mehr und mehr Geschmack an ihrer wieder gewonnenen Selbstständigkeit – und in der Bar um die Ecke findet sie neue Freundinnen. Da es mit Tochter Lena, die nicht glücklich ist mit der Situation, immer wieder Probleme gibt, lernt Bella den Polizisten Sebastian kennen, der wie sie schon bessere Zeiten gesehen hat. „Der sieht ein bisschen aus wie ich“, findet Martin. „Nur jünger“, lächelt Bella.
Arbeitsvermittlerin (AV): „Was sind Sie?“ Bella: „Fisch.“ AV: „Ich meine beruflich.“ Bella: „Hausfrau und Mutter.“ AV: „Haben Sie auch etwas gelernt?“ Bella: „Nicht immer nur an mich denken.“ AV: Ich mein beruflich.“ Bella: „Ich war Krankengymnastin.“ AV: „Und dann?“ Bella: „Dann habe ich meinen Mann betreut.“
Andrea Sawatzki spielt jene Isabella Jung als charismatisches Stehauf-Frauchen, bei dem man sich stets fragt, wo sie diese Energie hernimmt. Aus der Kraft des Genres? „Bella Vita“ ist weder Sozialdrama noch Beziehungsdramolett – Georg Heinzen und Thomas Berger treiben das Sujet mit Witz, Esprit und Spuren von Ernsthaftigkeit in die (Tragi-)Komödie und machen so die Selbstfindungsgeschichte zu einem intelligenten Feelgood-Film. „Was ist der Plan: neue Freiheit oder Rückeroberung?“, fragt die beste Freundin. Wahrscheinlich keines von beiden. Der Film begleitet seine Heldin in eine Lebensphase, in der es unrealistisch, aber auch wenig hilfreich wäre, sich allzu enge Zielvorgaben zu setzen oder Remarriage-Comedy-Pläne zu schmieden. Mal sehen, was kommt, neue Erfahrungen machen, das Hausfrauengrab modernes Eigenheim hinter sich lassen – das sind die Vorgaben der „Neuanfängerin“.
„Bella Vita“ ist nach „Der Doc und die Hexe“ und „Ein Praktikant fürs Leben“ die dritte Komödie innerhalb weniger Wochen, die zeigt, wie es geht. Eine Trennung wird nicht als Vorwand für Racheakte, furienhafte Wiederbeschaffungsmaßnahmen und oberflächliche Belustigung des Zuschauers missbraucht. Thomas Berger greift ein bisschen hoch, wenn er sich auf Lubitsch beruft, was die ästhetische Finesse und Doppelbödigkeit der Situationen angeht, in Bezug auf die Empathie des Zuschauers aber liegt er richtig. „Lubitsch hat uns nie über seine Figuren lachen lassen, sondern immer mit ihnen.“ Das trifft auch auf Bella Jung zu und alle Menschen, die ihr in den 90 Filmminuten begegnen. Andrea Sawatzki setzt das fort, was sie in „Klimawechsel“ so wunderbar zeigen konnte: dass sie eine großartige Komödiantin ist, bei der Lachen und Weinen sehr nah beieinander liegen und die dafür vielfältige physiognomische Ausdrucksmöglichkeiten anzubieten hat. Thomas Sarbachers Martin ist sehr visuell angelegt. Auf seiner Feier zum Fünfzigsten gibt er deutlich zu erkennen, dass er unglücklich ist. Seine Frau sieht es nicht. Nur der Zuschauer und die junge Kollegin… „Bella Vita“ ist eine erwachsene Komödie. Sie besitzt das, was Regisseur Thomas Berger fürs Genre generell als typisch erachtet: „Die Komödie liebt das Leben und seine tragikomischen Seiten.“