Bella ist weiter dabei, ihr Leben umzukrempeln. Mit Mitte 40 lebt sie so, wie es ihr mit Mitte 20 nicht vergönnt war: in einer WG mit zwei Männern. Ihre Liebe gehört Sebastian, dem sanftmütigen Polizisten, der alles tun würde für seine Schöne. Rücksichtsvolle Anteilnahme indes bringt Bella ihrem Ex-Ehemann Martin entgegen, den sie bei sich aufnimmt, nachdem er seine Arbeit verloren hat. Auch ihre Existenz ist nicht gesichert: das Physiotherapiestudio Bellas Oase läuft nicht. Bald muss die Powerfrau sowieso andere Schwerpunkte setzen: Freunde von ihr und Martin sind tödlich verunglückt – ihre Hinterlassenschaft ist ein zweijähriger Sohn. Als seine Paten will sich das Ex-Paar nicht aus der Verantwortung stehlen. Aber was heißt das für den Lover? Spätestens als Bellas und Martins Tochter frühzeitig von ihrem Australien-Trip – mit einer kleinen Überraschung im Schlepptau – heimkehrt, merkt der bislang so geduldige Polizist, dass er gegen diese Familienbande wohl nie ankommen wird.
Der Zickzack-Kurs durch das urbane Retro-Liebesleben einer Mittvierzigerin geht weiter. Durchlebte die Heldin in „Bella Vita“ quasi ihre zweite Pubertät, indem sie sich von ihrem Ehemann ablöste wie einst von ihren Eltern (oder eben nicht, wie sich in „Bella Familia“ zeigen wird), und träumte sie sich in „Bella Australia“ in eine goldene Zukunft, die es für eine langjährige Mutter ohne Berufserfahrung nicht geben kann, wartet „Bella Dilemma“ mit dem nächsten Schritt in Richtung „Erwachsenwerden“ auf: der amourösen Verwirrung der Gefühle folgt die klare Entscheidung für das Kind, das sich ganz überraschend, wie das nun mal oft so ist, in ihr Leben geschlichen hat. „Wenn uns etwas im Leben weiterbringt – dann ist das Klarheit“, rät ausgerechnet Bella ihrer emotional verwirrten Tochter nach ihrem eigenen Eiertanz zwischen heimlichen Schäferstündchen, Massagepraxis & Kinderbetreuung. Ob mit oder ohne Mann – Bella entdeckt wieder ihre Muttergefühle, nicht nur dem kleinen Wurm der verunglückten Freunde, sondern auch der eigenen Tochter gegenüber, die sich in den Zeiten der Trennung ihrer Eltern offenbar ziemlich allein gelassen gefühlt hat. Und der Mangel an Liebe trieb jene Lena in die Arme eines zehn Jahre älteren Surf-Lehrers.
Soundtrack: Sveta Kolibaba („Hey DJ“), RotFront („Ya Piv“), Roxy Music („Jealous Guy“), Bruno Mars („Marry You“), Sasha („Lucky Day“), Simply Red („For Your Babies“), Passenger („Let Her Go“)
Mit „Bella Dilemma – Drei sind einer zu viel“ ist dem ZDF eine weitere ausgezeichnete Zeitgeist-Komödie gelungen, die geschickt mit den vielfältigen Geschlechterrollen der Gegenwart jongliert. Was Doris Dörries Miniserie „Klimawechsel“ provokant, unprüde und sarkastisch auf den Punkt brachte, das verpacken die Autoren der „Bella“-Reihe etwas harmloser und mehr auf Versöhnung bedacht, generations- und geschlechterkompatibel (kurzum ZDF-like) – aber deshalb nicht weniger wahrhaftig. Wie das Leben so spielt – scheint das Prinzip der losen Reihe zu sein. Und Probleme hat nicht nur die Heldin; das befreundete Ehepaar, materiell auf Rosen gebettet, steckt in einer dicken Sinnkrise – sie eine Getriebene, unzufrieden und unglücklich, er ein Langweiler, gutmütig und von ihr ständig getriezt. Zuschauer können Puzzleteile aus ihrem eigenen Leben wiedererkennen, sie bekommen den Mut zur Veränderung stellvertretend vorgelebt, ohne dass sie sich im Brigitte-Ratgeber-TV wähnen müssten. Das hat was – mindestens hohen Unterhaltungswert.
Der großartig besetzte Film von Oliver Schmitz ist darüber hinaus ebenso schwungvoll wie präzise inszeniert, munter geschnitten und flüssig dem Flow des Lebens nachempfunden. Perfekt werden Alltag und Ästhetik kurzgeschlossen – das zeigt sich besonders in den Dialogen, die dem Leben abgelauscht sind und zugleich oft beste Dramedy sind. Wenn die Dame vom Jugendamt (trocken humorig: Winnie Böwe) vor der Tür steht, gibt es immer was zu schmunzeln – und auch die unnachahmlich von Andrea Sawatzki gespielte Bella verliert nie ihren Humor. In dieser Reihe hat das Genre Alltagskomödie seine Bestimmung gefunden.