Bella Block – Mord unterm Kreuz

Hannelore Hoger, Rudolf Kowalski, Hans Steinbichler. Kirchenkritik im Arthaus-Stil

Foto: ZDF / Stephan Persch
Foto Rainer Tittelbach

Ein katholischer Priester ist auf bestialische Weise getötet worden: mit einem Gürtel ausgepeitscht, stranguliert mit einem Rosenkranz. Bella Block hat’s mit dem Kreuz. Sucht sie einen Täter, der zugleich Opfer ist? So metaphorisch der Titel, so metaphorisch die Eingangsmontage. Das Krimi-Kammerspiel ist düster und sperrig, wie man es von Hans Steinbichler erwartet – und das Bildkonzept ist besser als die mosernde Kommissarin.

Ein katholischer Priester ist auf bestialische Weise getötet worden: mit einem Gürtel ausgepeitscht und stranguliert mit einem Rosenkranz. Zunächst ist die Kommissarin auf der falschen Fährte: „Liebe kann krank machen, wenn sie nicht erwidert wird“, doziert sie, als sie den Toten das erste Mal in Augenschein nimmt. Seine Haushälterin hat die Leiche menschlich „hergerichtet“ und danach erst die Polizei gerufen. Doch im Laufe der Ermittlungen wird sich herausstellen, dass jener Justus Bauernfeind in den 60er und 70er Jahren im Namen des Herrn die ihm anvertrauten Zöglinge körperlich wie seelisch misshandelt haben soll. Für Bella Block ist das alles zu viel: einen Täter suchen, der aller Wahrscheinlichkeit nach ein Opfer ist. Sie hat genug mit sich selbst zu tun. Ihr Rücken schmerzt über die Maßen. Simom Abendroth liest auf dem Beipackzettel was von Tabletten gegen Tumorschmerzen. Er ist außerdem sauer. Eigentlich  wollten die beiden zusammenziehen. Aber Bella verpasst die Termine für die Wohnungsbesichtigungen. Die ruppige Kommissarin verscherzt es sich auch mit anderen.

Der Zuschauer weiß von Anfang an mehr als die Heldin. „Mord unterm Kreuz“ beginnt mit einer Parallelmontage. Hier der vermeintliche Gutmensch und sein Knabenchor, dort die Kommissarin, in die Röhre geschoben für eine Computertomographie. Bella Block leidet unter Kreuzschmerzen. So metaphorisch der Titel, so metaphorisch die Montage. Das Krimi-Kammerspiel ist düster & sperrig, wie man es von Arthaus-Regisseur Hans Steinbichler („Hierankl“) erwartet. Die Kamera hingegen agiert gelegentlich geradezu entfesselt, stets aber im Sinne der Figuren, und Kamerafrau Bella Halben findet immer wieder ungewöhnliche Bildausschnitte und befremdliche Perspektiven. Ein stark erzählter, gut gespielter „Bella-Block“-Fall, der mit seiner fast schon plakativen Klerikal-Kritik (natürlich aus dem Munde der alles besser wissenden Bella Block) allerdings ein bisschen zu rustikal offene Türen einrennt.

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Reihe

ZDF

Mit Hannelore Hoger, Rudolf Kowalski, Devid Striesow, Monica Bleibtreu, Jürgen Tonkel, Sylvester Groth, Peter Fitz, Claudia Geisler

Kamera: Bella Halben

Schnitt: Christel Suckow

Musik: Thomas Osterhoff

Produktionsfirma: UFA Fernsehproduktion

Drehbuch: Eva Zahn, Volker A. Zahn

Regie: Hans Steinbichler

EA: 25.11.2006 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach