Bella Block – Kurschatten

Hoger, Habich, Manzel, Kowalski, Kupfer. Thorsten Näters Schauspieler-Aufmarsch

Foto: ZDF / Manju Sawhney
Foto Rainer Tittelbach

Bella Block kann’s nicht lassen – selbst auf Kur muss sie ermitteln. „Kurschatten“ gehört zu den schwächsten Filmen der ZDF-Vorzeige-Reihe. Ein überkonstruiertes Krimi-Szenario, ein holzschnittartiger Samstagskrimi, in dem Autor und Regie das Sagen haben. Angesichts eines grob gestanzten Diskurses über nationalistische Jungmänner gibt es auch keinen Themen-Bonus. 2012 wirkt der Krimi aus dem Jahr 2003 wie ein Film aus einer anderen Zeit.

Nur widerwillig begibt sich Bella Block zu einer Kur nach St. Peter-Ording. Ihr Glück, dass bald ein Fall auf sie wartet. Der Neffe ihres Ex, der ihr zufällig am Strand über den Weg läuft, ist aus dem Fenster gestürzt und seinen Verletzungen erlegen. „Irgendwas stimmt da nicht“, sagt die Kommissarin ohne Ermittlungsbefugnis und tauscht Schlammbäder gegen Schul-Inspektion und Kurschatten gegen Kur. Dabei stößt Bella Block auf eine Jungmänner-Elite mit nationalistischem Antrieb, auf überforderte Lehrer, auf einen verstockten Reitstallbesitzer und dessen verstörte Frau, auf einen antriebsschwachen Dorfpolizisten, dem sie den Marsch blasen muss und auf eine Mutter, die etliche Geheimnisse mit sich herumträgt. Auch Bellas „alter Freund“, einst ein renommierter Journalist, ist vom Leben schwer gezeichnet. Dass ihr Trost in seinem Bett endet, muss „ihr“ Simon ja nicht erfahren. Eifersüchtig ist er dennoch.

„Kurschatten“ gehört zu den schwächsten Filmen der ZDF-Vorzeige-Reihe. Jochen Brunow fährt reichlich Geschichten auf, jede Figur hat ihr Päckchen zu tragen und der Autor erfindet eine Unzahl an Taten und Geheimnissen der näheren und entfernteren Vergangenheit – woraus sich ein ungewöhnlich holzschnittartiges, überkonstruiertes Krimi-Szenario ergibt. Zwar prescht Bella Block gewohnt zielstrebig vor, bohrt, insistiert und verteilt gute Ratschläge, dennoch tappt sie lange im Dunkeln. So kann der reichlich grob gestanzte Diskurs über eine blonde, blauäugige Jugend, die nichts aus der deutschen Geschichte gelernt hat, mit einigen Ausrufezeichen in die fade Krimihandlung integriert werden, bevor das Rätselraten weitergeht. Der Film aus dem Jahre 2003 wirkt 2012 wie ein Krimi aus einer anderen Zeit – und vor allem dramaturgisch nicht wie ein „Bella Block“. Der Autor und der Regisseur haben das Sagen, sie, nicht die Hauptfigur, geben den Ton an. Der Zuschauer hat zwar immer ein bisschen Informationsvorsprung vor der Kommissarin, aber daraus entspringt eher ein frustriertes Rätseln als ein lustvolles Mehrwissen. Torsten Näter passt sich dem grobschlächtigen Drehbuch an, trimmt das Ganze ein bisschen auf Nordsee-Western – billige Parallelmontagen und nervtötender Musik-Score inklusive. Durch den Aufmarsch großartiger Schauspieler gibt es in „Kurschatten“ zwar einige reizvolle Details zu entdecken, doch die Enttäuschung bleibt!

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Reihe

ZDF

Mit Hannelore Hoger, Matthias Habich, Dagmar Manzel, Rudolf Kowalski, Dieter Mann, Bettina Kupfer, Hans-Uwe Bauer, Jochen Horst, Uwe Rohde, Enno Hesse, Anna Brüggemann

Kamera: Achim Hasse

Szenenbild: Dietmar Linke

Schnitt: Julia von Frihling

Produktionsfirma: Objectiv Film

Drehbuch: Jochen Brunow

Regie: Torsten Näter

EA: 19.04.2003 20:15 Uhr | ZDF

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