Bella Block ist empört. In einem Luxushotel stolpert sie über eine Leiche, die sich als Opfer eines “Mörderspiels” entpuppt. Die zweite Leiche ist dann aber doch echt. Und während sie dem Täter auf der Spur ist, suchen die Hobby-Kommissare parallel beim inszenierten Mord nach Spuren und Motiven. Auch der Betrieb des finanziell angeschlagenen Hotels, dessen Direktor mit einem Küchenmesser ermordet wurde, muss weitergehen. Und so klinkt sich die Kommissarin gewohnt wadenbeißerisch in das Leben und die Arbeit des Hotelpersonals ein.
In “Hinter den Spiegeln” wird Bella Block mehr denn je zur Beobachterin, sie durchpflügt den Beziehungsacker, auf dem so manches faules Gewächs aufgeht. Aber sie muss sich auch auf das verlassen, was sie hört. Und in der Gerüchteküche brodelt es gehörig, aber auch in der Hotelküche ist einiges los. An Verdächtigen ist kein Mangel. Da ist der verliebte Koch, der seinen Chef gehasst hat. Da ist eine Kellnerin, die sich in eine andere Biographie hineinphantasiert. Da ist der Vize-Chef, der wenig Mitgefühl für seine Schwester, die Frau des Ermordeten, aufbringt. Da ist ein junger Zimmerkellner, der ständig über die eigenen Füße fällt. Und da ist der unangenehme Leiter der Murder-Mystery-Convention. “Die Anordnung der Hotel-Figuren erinnert ein wenig an den bitterbösen Kinofilm ‘Dogville’ von Lars von Trier”, findet ZDF-Redakteur Pit Rampelt. Das ist gewiss ein wenig zu hoch gegriffen, wenngleich auch hier Verhaltensweisen der menschlichen Gesellschaft exemplarisch vorgeführt werden: Hass, Eifersucht, verdrängte und heimliche Sexualität, das kalkulierte Spiel mit Geld und Gefühlen – all das offenbart sich hinter den Spiegeln. Und das Spiegel-Bild liefert den Schlüssel zur Aufklärung des Falls: Block muss einfach das Geglaubte umkehren.
Thorsten Näter hat ein ungewöhnliches Krimi-Kammerspiel geschrieben und inszeniert, das ebenso den modernen Topos “Menschen im Hotel” wie auch das “Whodunit”-Prinzip der schwarzhumorigen britischen Krimi-Klassiker ideenreich variiert. Doch wie vieles in diesem gut gebauten Handlungsgeflecht erweist sich auch der vermeintliche Agatha-Christie-Touch als trügerisch. Denn so sehr der Zuschauer anfangs auch auf falsche Fährten geschickt wird, bleiben diese Tricks Tricks des Mörders und nicht des Autors. Wenn Bella Block am Ende ihre grauen Zellen bemüht, dürfte sich kein Zuschauer für dumm verkauft vorkommen.