Was Bogart sein Trenchcoat ist, ist Bella Block ihr schwarzes VW Cabrio. Mit dem ist die Kommissarin unterwegs aufs Land, in den wohlverdienten Urlaub. Und was kann schon passieren, wenn eine Erbin der Miss Marple Ferien machen will: natürlich, ein Mord. Es bleibt nicht bei einem Toten in Max Färberböcks Krimi „Bella Block – Die Kommissarin“.
Was wie ein beschaulicher Fernsehurlaub in der Provinz beginnt, entwickelt sich zur aussichtslosen Rebellion eines kleinen Bauern gegen ein ganzes Dorf. Ein Mensch wird kaputt gemacht durch die Machenschaften sogenannter „ehrenwerter“ Bürger. Die Kommissarin ahnt etwas, doch, was geht sie das an. Erst als es für einige zu spät ist, greift sie ein, will das Netz aus Lügen, Geschäften und psychischen Verstrickungen zerreißen. Das hilft keinem weiter – auch ihr nicht: Bella Block, die eigenwillige Kommissarin, gibt am Ende ihre Dienstmarke ab.
„Ich bin lange genug durch den Dreck gewatet, um zu wissen, wo die Ratten sitzen“, sagt die Heldin einmal. Und so sieht sie auch aus: eine Frau mit Er-fahrung, unbestechlich und unterbezahlt. Eine Frau mit wachem Blick, guten Ohren und ohne Illusionen, eine Frau, der nichts Menschliches fremd ist. „Sie ist keine über dem Wasser schwebende Kommissarin, sondern eine vom Schicksal gebeutelte, subversive und zugleich sehnsüchtige Frau, die so ein Leben nur führen kann, weil sie weiß, dass es junge Männer mit schönen Hintern, die Poesie und genügend Wodka gibt“, so beschreibt sie Max Färberböck, der das Drehbuch nach Motiven von Doris Gerckes Bella-Block-Krimis geschrieben und mit dem Theaterstar Hannelore Hoger („Die Bertinis“) in der Titelrolle erwartungsgemäß ein As gezogen hat.
Der sensible Filmemacher gehört zu den wenigen Fernsehentdeckungen der letzten Jahre. Er begann als Dramaturg, unter anderem für Peter Zadek, war Regisseur und Ko-Autor mehrerer Folgen der Grimme-Preis-gekrönten Krimiserie „Der Fahnder“. Der Durchbruch kam, nachdem er sich „aus zweifellos unvernünftigen Gründen“ aufs Schreiben und Inszenieren von Filmen verlegt hatte. Auf drei Filme hat er es bisher gebracht. Jedes Mal variierte er ein klassisches Genre, Komödie oder Krimi. Doch die Charaktere sind ihm wichtiger als die immergleichen dramaturgischen Regeln. Färberböck: „Das Genre ist heute eine leere Hülle, die nur durch Phantasie und das, was erzählerisch in Dir brennt, zum Leben kommt.“ Für sein Debüt „Schlafende Hunde“ gab es gleich einen Preissegen, sein zweiter Film „Einer zahlt immer“ mit Dagmar Manzel und Heinz Hoenig war die intelligenteste TV-Komödie 1993. Und Bella Block – der wünscht man ein paar warme Worte von Lover und Kollege Michael alias Peter Lohmeyer, damit sie weitermacht. Fürs Fernsehspiel des ZDF wäre das freilich von unschätzbarem Wert! (Text-Stand: 1993). 1994 gab es für den Film den Grimme-Preis!
2 Antworten
Sie fehlt mir schon lange.
Keine Filme von ihr werden gezeigt.
Zum Glück gibt es Mediathek.
Hier kann ich sie wieder sehen.
Mein allerherzlichstes Beileid für ihre Tochter Nina.
Unvergessliches TV …die Meerjungfrauen.
Machen Sie es gut liebe Hannelore Hoger.
Ich würde mich freuen, wenn das ZDF weitere Wiederholungen in die ZDF Mediathek stellt.