Wie kommt es, dass sich Frauen in Mörder verlieben? Glauben sie, die Männer heilen zu können? Sind es Frauen, denen bisher nicht viel Gutes widerfahren ist und für die Liebe etwas mit Angst zu tun hat? Der neue “Bella Block”-Fall ist ein Themenkrimi, der ans psychologisch Eingemachte geht. Eine Frau mit idealistisch übersteigertem Liebesbedürfnis trifft auf eine junge Frau, die aus der Opferrolle nicht heraus kommt. Zwischen den beiden steht die Block bärbeißig, aber auch müde von einem Job, der sie nicht los lässt und der die Beziehung zu ihrem Lebensabschnittspartner sichtlich belastet.
Anette Hansen hat Angst. Sie war vor Jahren die einzige Frau, die nach einer Vergewaltigung einem Serienmörder entkommen konnte. Jener Holger Kamp befindet sich im so genannten “Maßregelvollzug”. Die Therapien haben angeschlagen, eine Resozialisierung scheint möglich. Doch der unauffällige Mann kehrt vom Freigang nicht zurück. Obwohl ein Restrisiko bleibt sind die Ärzte und Psychologen gelassen. Erst als eine von Kamps Krankenschwestern ermordet wird, stellt sich auch beim Klinikleiter Unruhe ein. Nicht zuletzt deshalb, weil er ein Verhältnis mit der Toten hatte. Während sich Bella Block an ihm abreagiert, weiß der Zuschauer bereits, dass Kamp mit Hilfe von Monika Hoffmann, einer zutiefst einsamen Frau, die den Mörder abgöttisch liebt, geflüchtet ist und offenbar nicht rückfällig wurde.
Selten begab sich „Bella Block“ so intensiv in ein Thema wie “Die Freiheit der Wölfe”. Die gelernte Dokumentaristin Katrin Bühlig recherchierte nicht nur die juristischen, sondern auch die medizinischen und psychologischen Aspekte des “Maßregelvollzugs“. So erfährt man, dass für Sexualstraftäter, die im Gefängnis ihre Strafe absitzen, die Rückfallquote fast drei Mal so hoch ist wie für Patienten, die im “Maßregelvollzug” therapiert werden. Bühlig hat sich sogar in einer Berliner Klinik umgeschaut. Nach der Recherche verabschiedete sie sich vom Plädoyer fürs “Wegsperren für immer”, das sie mit dem Großteil der Bevölkerung teilte. Auch wenn Block anfangs giftet gegen die Vollzugslockerungen, dass sie sich gegen die Therapie von Straftätern aussprechen würde, das dürfte kaum ein Zuschauer annehmen. Da das den ohnehin kleinen Kreis der Verdächtigen noch reduziert, geht das in diesem mit Katrin Saß, Karoline Eichhorn und Harald Krassnitzer hervorragend besetzten Film ein wenig auf die Krimi-Spannung. Umso stärker dafür die psychologische Spannung. (Text-Stand: 9.4.2004)