Oberstaatsanwalt Mehlhorn bittet Bella Block um einen Privateinsatz im Namen der Gerechtigkeit. In Hamburg wird die Leiche von Ulrica Andersson aus einem Kanal gezogen. Die Frau wurde seit sieben Jahren vermisst. Der schwedische Ehemann stand unter dringendem Tatverdacht. Dennoch verlor die Staatsanwaltschaft den Indizienprozess. Gunnar Andersson lebt seitdem wieder in Stockholm. Gegen ihn darf nicht offiziell ermittelt werden. Deshalb soll Mehlhorns einst beste Kommissarin dem Immobilienmakler privatissime auf den Zahn fühlen. Bella Block, die nach dem Messerangriff gegen sich unter Panikattacken leidet, ist sich gar nicht so sicher, dass Andersson der Mörder ist. Auch Martensen bekommt Dinge heraus, die den Ehemann entlasten können. Deshalb macht auch er sich nach Schweden auf, wo er wie seine Ex-Kollegin bei Andersson als Kunde auftritt. Der zählt 1 & 1 zusammen – und fühlt sich in die Enge getrieben, denn auch seine Kinder brandmarken ihn als Mörder.
In „Das schwarze Zimmer“ treffen sich zwei Seelenverwandte auf den Spuren des Philosophen Kierkegaards. Beide haben Angst vor der Angst, haben mit Verdrängtem zu kämpfen. Beide sind sich sympathisch. Bella Block hasst sich für ihren Job, für ihre Lügengeschichten, die sie dem unter Mordverdacht stehenden Schweden auftischen muss. Und der ist nicht blöd, ahnt, was auf ihn zukommen könnte, doch was soll er tun? Es ist, wie es ist und es kommt, wie es kommt. Entweder ist er unschuldig, dann kann ihn die Vergangenheit zwar belasten, aber er wird die Gegenwart zu meistern wissen. Oder er ist der Mörder seiner Frau, dann kann ihm die Überführung endlich eine große seelische Last nehmen. Ob schuldig oder nichtschuldig – eines bewirkt die Begegnung mit Bella Block auf jeden Fall: Andersson muss sich mit seinen Dämonen aus der Kindheit auseinandersetzen, weil er einer Frau nahe kommt, die sich nach den Jahren als Kommissarin nicht mehr belügen möchte. „Wir haben alle unser schwarzes Zimmer – aber wir wollen da nicht rein, weil wir wissen, dass es furchtbar da drinnen ist“, weiß der Schwede, der es mit Kierkegaard hält: „Der Hass ist die Liebe, die gescheitert ist.“
Foto: ZDF / Wanselius
Die Bella Block ohne Dienstmarke ist nicht mehr die Kommissarin, die sich verbeißt in einen Fall, der ihr den Ersatz für ihr eigenes (Privat-)Leben bietet. Mehr noch als die letzten 15 Jahre versetzt sie sich in das Seelenleben ihres Gegenübers. Das musste man bereits bei Färberböcks „Vorsehung“ akzeptieren, um die eigenwillige Kraft dieses Psychodramen-Krimi-Kleinods goutieren zu können. Und das muss man nun auch bei „Das schwarze Zimmer“. Wer einen „Bella Block“-Krimi und eine Titelheldin erwartet wie in „Die Frau des Teppichlegers“ oder „… denn sie wissen nicht, was sie tun“ – der könnte enttäuscht sein. Mit der kriminalistischen Logik und dem „Realismus“ eines Fernsehkrimis jedenfalls ist es im atmosphärestarken Film von Rainer Kaufmann nicht weit her. Blocks Besuch in Schweden und der überstürzte Trip Martensens nach Stockholm sind in Zeiten müheloser Internet-Recherche zwei ziemlich blauäugige Aktionen. Wer sich dennoch einlässt auf dieses Drama und die existenzialistischere Bella Block – dem dürften 90 aufregende Minuten sicher sein.