Eine junge Frau ist spurlos verschwunden: Manu Burbuleta, so ungewöhnlich ihr Name, so ungewöhnlich ihr Wesen. Nicht nur Klauen tat sie mit Leidenschaft. Seit einem Jahr waren diese „Lust-Kleptomanin“ und Felix Dessel ein Paar. Der Kaufhausdetektiv wendet sich an seinen Freund Jan Martensen, der mit ihm zusammen auf der Polizeischule war. Auch auf ihn hat Manu einen großen Eindruck gemacht. Da das Sommerloch keinen Mord beschert, kann er Bella Block überreden, dass sie sich diesem Fall ohne Leiche annehmen. Die Hauptspur führt in die Nachbarschaft des Paars. Offenbar war ihr Glück eine Provokation für Andere. Die Lebensfreude der beiden erschütterte die erstarre Beziehung von Anna und Otto Luckner, dem alten Ehepaar von gegenüber, in ihren Grundfesten. Er filmte das Glück, sie grämte sich. Sie blieben sprachlos – bis schließlich jeder von ihnen den Mord ohne Leiche gesteht.
„Bella Block – Das Glück der Anderen“ präsentiert den beliebten Topos von der Frau als (wie auch immer geartetes) Objekt der Begierde in einem neuen Licht. Autor Christian Jeltsch verirrt sich nicht in wohlfeilen Männerphantasien, sondern entwirft eine komplexe Spiegelungs- und Projektionsarchitektur und konzentriert sich dabei auf die „Re-Aktionen“ der Anderen. Da ist der Freund, für den das Leben mit einer so außergewöhnlichen Frau keineswegs immer leicht war. Anderssein strengt an – und da kann einem schon mal die Sehnsucht nach dem „ganz normalen Leben“ kommen. Da ist der alte Mann von gegenüber: Ist er nur ein simpler Spanner oder will er sich mit den Bildern erinnern, wie es zwischen ihm und seiner Frau vor 40 Jahren war, damals, als er in einem Brief noch schrieb, „Ich liebe dich bis ans Ende der Welt“? Für die alte Frau ergibt sich ein klareres Bild: Ihr Mann hat nur noch Augen für die Wohnung gegenüber, insbesondere für dieses junge, lebendige Ding. „Die wollt mir meinen Mann wegnehmen“, sagt sie wieder und immer wieder. Mord aus Neid oder Mordgeständnis als Liebesbeweis? Die Geschichte zwingt den Zuschauer weniger in ein Krimi-Szenario als in das Innenleben von drei konträren Mann-Frau-Konstellationen. Die dritte Beziehung ist das angespannte Verhältnis zwischen Bella Block und ihrem Lebensabschnitts-Gefährten Simon Abendroth. Der hat keine Geliebte, sondern ein Prostata-Karzinom.
Diese „Bella Block“-Episode vom „Glück der Anderen“ ist ein besonderer Glücksfall für die Reihe. Ein Krimidrama mit der Betonung auf Drama. Geschickt, wie hier jedes Krimi-Motiv in psychologische Spannung transformiert wird. „Wo ist das verdammte Glück in 20, 30 Jahren?“, heißt es im Film. Das Damoklesschwert Zeit, das über dem Glück schwebt, das Absterben der Gefühle, die Unfähigkeit, miteinander zu reden und eigene Verletzungen zuzugeben – um diese Themenfelder kreist dieser stilistisch perfekte, ideal besetzte, bis ins kleinste Detail durchdachte und mit ungewöhnlichen Drehbuchideen (der Einsatz der Lippenleserin oder das finale Auffinden der „Leiche“) ausgestattete „Bella Block“.