Studenten feiern eine Privatparty bei einem Kommilitonen. Es geht hoch her. Viel Alkohol, Streitereien, Eifersüchteleien – und am Ende ist die Studentin Jana tot: vergewaltigt und brutal ermordet wird sie in einem Park gefunden. Bella Block bekommt es bei ihren Ermittlungen vornehmlich mit der so genannten „Prinzengarde“ zu tun, jenen Jurastudenten aus besserem Hause, die sich ihr Elitebewusstsein deutlich anmerken lassen. Die Tote wollte zu diesem Kreis gehören und war mit einem dieser jungen Männer befreundet. Immer wieder kommt auch ein Professor der Kommissarin in die Quere. Dieser kanzelt Block ab, interveniert bei seinem alten Studienkollegen, Staatsanwalt Mehlhorn, und gibt seinem Sohn sogar noch ein falsches Alibi. Glaubt er, dass sein Sprössling, der auch mal ein Verhältnis mit der Toten hatte, der Mörder ist? Und weshalb verbrennt die Mutter das Hemd ihres Jungen? Obwohl einige Studenten sich mit ihren Aussagen abgesprochen haben, hakt Bella Block beharrlich nach und kommt auf eine Spur, die sie besser nicht aufgenommen hätte: Sie führt zu Simon Abendroth, der nicht nur ein Verhältnis zu haben scheint, sondern auch die Ermordete gekannt hat.
„Bitterer Verdacht“, die elfte „Bella-Block“-Episode, ist ein abwechslungsreicher, tonlagenvielfältiger Krimi, der sich zu einem Familiendrama auswächst, dabei aber nie seine ironische Leichtigkeit verliert. Die Heldin verfährt unter dem Motto „bellende Hunde beißen nicht“ und meistert auch ihre privaten Probleme mit einer – zumindest gespielten – Nonchalance. Ein flüssig erzählter, luftig wirkender Whodunit mit einem perfekten Timing, einer überzeugenden Besetzung und vielen Wendungen, mit denen man als Zuschauer problemlos mitgeht. Die starke Hauptfigur, ihre Perspektive, bindet die Geschichten. Das ist das große Plus dieser Reihe: Bella Blocks Lebensklugheit, ihre Weitsicht, veredelt einen – auf den ersten Blick – durchschnittlichen Plot zu einem durch und durch stimmigen Krimi. Auch gelingt es dieser Reihe besser als anderen, die private Geschichte der Kommissarin einfallsreich zu variieren. Kowalskis Simon Abendroth von einer ebenso hübschen wie durchgeknallten Studentin (Marie Zielcke) bedrängen zu lassen, ist jedenfalls eine launige Drehbuchidee. Und dass die Kommissarin eine Sekunde lang den Gedanken zulässt, ihr Lebensabschnittspartner könnte ein Mörder sein, lässt ganz kurz tief blicken. Wie überhaupt Vieles leise bei den Figuren mitschwingt: da verlässt sich ein junger Mann, der anscheinend noch nicht seine Identität gefunden hat und bei dem für die Mordnacht eine Gedächtnislücke klafft, lieber auf das, was ihm andere sagen, als auf sich selbst… (Text-Stand: 7.5.2012)