Beim nächsten Kind wird alles anders

Stumph & von Borsody etwas betulich zwischen Egoismus und Hormonstau

Foto: Degeto
Foto Rainer Tittelbach

Die Nachricht von der erneuten Schwangerschaft der 45-jährigen Martha schlägt ein wie eine Bombe und die Familie entpuppt sich als ein Hort der Egoisten. Der Ernst der verhandelten Situation geht in komödiantischer Drolligkeit unter: gediegene Komödien-Konfektion

Mutter Martha hat den Posten als Schuldirektorin in Aussicht, Vater Richard dagegen geht auf Teilzeitarbeit und träumt von großen Reisen mit einem schicken Wohnmobil. Ihre beiden Kinder sind fast erwachsen, sodass das Paar bald durchstarten könnte in den zweiten Frühling. Da platzt die Nachricht von der erneuten Schwangerschaft der 45-jährigen Martha wie eine Bombe ins vermeintliche Familienidyll. Der Elan, mit dem sie sich ins Abenteuer „drittes Kind“ stürzt, irritiert vor allem ihren Ehemann, der innerhalb kürzester Zeit vom liebenswerten Kuschelbär zum trotzigen Kindskopf mutiert. Die Familie entpuppt sich als ein Hort von Egoisten. Die lustvoll ihre Schwangerschaft Genießende macht da keine Ausnahme.

„Beim nächsten Kind wird alles anders“ zeigt, wie eine späte Schwangerschaft den Alltag einer scheinbar glücklichen Familie auf den Kopf stellt. Der Film führt im Gewand einer Komödie vor, wie schwer es ist, eingefahrenes Verhalten, lieb gewordene Gewohnheiten zu verändern. Auf stur zu stellen und den eigenen Ego-Trip zu pflegen ist das gängige Muster in Beziehungen. Hohe Scheidungsraten und Lebensabschnittspartnerschaften sind das Resultat. Bei den Brönners – das ahnt man von Anfang an – wird es wohl nicht zur Trennung kommen. Da kann der Geschlechterkampf zwischenzeitlich noch so absurd geführt werden.

Bisweilen geht der Ernst der im Film verhandelten Situation in komödiantischer Drolligkeit unter. Die Tonlage ist so aufgesetzt locker – mit betulicher Biedermann-Komik Marke 1950er Jahre und peinlich auf launig getrimmter Musik, dass das Happy End quasi Formsache ist. „Wenn es nichts zu verhandeln gibt, dann hat man auch bei einer Komödie schon verloren“, erkennt Mouchot zu Recht. Allerdings ihre Devise, „die Tiefe muss man an der Oberfläche verstecken“, hat sie dramaturgisch unzulänglich umgesetzt. Und auch Regisseur Uwe Janson liefert nicht mehr ab als gediegene Konfektionsware.

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fernsehfilm

ZDF

Mit Suzanne von Borsody, Wolfgang Stumph, Robert Höller, Claire Oelkers, Peter Jordan

Kamera: Peter Ziesche

Szenenbild: Maximilian Johannsmann

Schnitt: Florian Drechsler

Produktionsfirma: Studio Hamburg

Drehbuch: Martina Mouchot

Regie: Uwe Janson

Quote: 6,19 Mio. Zuschauer (18,6% MA); Wh. (2010): 3,67 Mio. (11,5% MA)

EA: 26.03.2007 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach