Ein unsicherer Aktienfond kostet vielen im Dorf ihr Erspartes. „Wir haben nur vermittelt“, versucht sich der Kundenberater Jürgen Wolf anfangs aus der Verantwortung zu stehlen, doch bald meldet sich sein Gewissen. Schließlich hat er reichlich Provision eingesteckt. Und jetzt soll er auch noch ein absolutes Halsabschneidersparkonto an die verunsicherten Kunden bringen. Mit mir nicht, denkt er sich – und besorgt sich eine Waffe. Und dann steht er irgendwann im Schalterraum, eine Maske über dem Kopf, die Stimme verzerrt und wenige Minuten später ist die Tasche voller Geld. Die Tage darauf spielt Jürgen Wolf Robin Hood und leitet heimlich die Gelder an die Geschädigten weiter. Alle könnten zufrieden sein, wäre da nicht Kommissar Lamm, „der Terrier“, der sich festbeißt an diesem Fall und der Wolf bald als Verdächtigen auf der Rechnung hat. Allein, er kann ihm nichts nachweisen. Das würde ihm auch seine Lebensphilosophie von der Schlechtigkeit des Menschen über den Haufen werfen.
„Ein Bankräubermärchen, das die Wahrheit der Finanzkrise in sich trägt“, nennt die ZDF-Redakteurin Katharina Görtz die Komödie „Bankraub für Anfänger“. Was wäre, wenn mal ein Bankberater ausbricht aus dem kranken System, die Moral entdeckt und das verlorene Geld für seine Kunden wiederbeschafft? Die Story des Films ist an diesem einfachen Gedanken aufgehängt. Mit einer kriminellen Methode von gestern gegen die kriminellen Methoden von heute. In den 90 Minuten kommt nicht viel mehr an Idee hinzu. Muss aber auch nicht bei einer Komödie. Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt und Regisseurin Claudia Garde setzen auf einen klaren Grundkonflikt und konfrontieren den Zuschauer mit der Frage: Wird sich der gute Mensch gegen die Hüter von Recht und Ordnung durchsetzen können? Und wenn ja, was anzunehmen und zu erhoffen wäre, wie gelingt das? Das Wie ist ohnehin der Schlüssel zu dieser gut gebauten, putzigen Provinzschnurre, in der sich Märchenhaftes und Komisches begegnen. Da träumt die begeisterungsfähige kleine Bankangestellte Rosalie von einer „riesigen Welle, die die Habgier mit sich reißt“, und Jürgen Wolf träumt von Rosalie. Da hat der Herr Kommissar immer mal wieder einen kernigen Leitspruch auf Lager („Das Gute im Menschen existiert nur bis zu seiner Geburt – von da an nimmt es täglich ab“), da schlägt es zum Finale „12 Uhr Mittags“, der Held geht breitbeinig, die Heldin mit Cowboyhut, und es gibt immer wieder komödienhaft Beiseitegesprochenes.
Autor Holger Karsten Schmidt über „Bankraub für Anfänger“:
„Anders als bei einer Komödie hätte man in einem ernsthaften Drama Schwierigkeiten gehabt, den Wahnsinn, den die Zocker in den Banken mit unserem Geld veranstalten, glaubhaft zu machen. In einer Satire kann man den Wahnwitz besser, schneller, eindringlicher abbilden.“
„Bankraub für Anfänger“ ist ein Sammelsurium gewitzter Momentaufnahmen. Hier eine absurde Situation, dort eine verspielte Plattitüde, dazwischen trockener Humor, markante Gesichter und sogar vor dem einen oder anderen wohligen Schauer der Helferglückseligkeit ist man als Zuschauer nicht sicher („Herr Wolf, Sie sind ein Engel“). Das Beiwerk macht die Musik. Da kann die kleinste Bild-Idee Wunder wirken. Wie beispielsweise die sorgsam aufgereihten Wasserfläschchen, die sich Kommissar Lamm während des nächtlichen Marathonverhörs einverleibt hat, während Wolf auf dem Trockenen s(chw)itzen muss. Dafür verlässt dieser dann am Morgen das Polizeirevier mit – einem Fläschchen. Bei dieser ZDF-Komödie gehen Idee und Struktur, Regie- und Spielfreude zusammen. Krimi-Expertin Claudia Garde durfte schon mal bei „Doktor Martin“ üben – und was Wolfgang Stumph, Steffi Kühnert, Pheline Roggan und vor allem Edgar Selge in der ersten Reihe spielen, macht dem Genre in seiner klassischen Form alle Ehre. „Bankraub für Anfänger“ ist eine gelungene Komödie, die sich nicht damit begnügt, sich mit der Sympathie für den Robin Hood über die 90 Minuten zu schaukeln, sondern die das Thema immer wieder wendungsreich umspielt.