Baching

Matthias Kiefersauer: Bayerische Provinzfilme müssen nicht immer saukomisch sein

Foto: BR / Simon Weber
Foto Rainer Tittelbach

Erzählt wird von sechs Menschen, die in einen tödlichen Unfall verwickelt waren und drei Jahre später versuchen, sich ohne Schuld und Wut wieder zu begegnen. Der versöhnliche Schluss von „Baching“ passt bestens zur Tonlage dieses liebenswerten „Heimatfilms“, der die kleinen, alltäglichen Lösungen sucht und damit einen pragmatischen Realismus vorführt, der einem gelegentlich das Herz aufgehen lässt, ohne dabei die Seele nur baumeln zu lassen.

„Man kann die Menschen aus der Heimat vertreiben, aber nicht die Heimat aus den Menschen“, heißt es in „Baching“, einem Drama aus der bayerischen Provinz. Matthias Kiefersauer, der mit der dialektgefärbten BR-Serie „Franzi“ ein Achtungserfolg auch über den Weißwurstäquator hinaus gelang, zeigt, dass bayerisch nicht immer saukomisch und ernsthaft nicht ohne Witz bedeuten muss. Erzählt wird von sechs Menschen, die in einen tödlichen Unfall verwickelt waren und drei Jahre später versuchen, sich ohne Schuld und Wut wieder zu begegnen. Da sind zwei Brüder, die dieselbe Frau lieben, ein Ehepaar, das über den Verlust ihres Kindes auch die Liebe verloren hat, & eine sexuell freizügige Krankenschwester, die von Liebe nichts wissen will. Am Ende bekommt jedes Töpfchen sein Deckelchen. Kein Wunder, schließlich wurde der Film als TV-Produktion hergestellt, hatte nach seinem Erfolg beim Münchner Filmfest dann aber einen ganz passablen bayerischen Kinoeinsatz.

BachingFoto: BR / Simon Weber
Liebt sie ihn noch? Ihre Gedanken scheinen bei einem Anderen zu sein. Bernadette Heerwagen & Thomas Murr in „Baching“

Matthias Kiefersauer über das Lokalkolorit seines Films:
„Bayerisch an dieser Geschichte ist die Haltung der Figuren, etwa diese enge Bindung an den Ort der eigenen Kindheit, die ich in meinem Freundeskreis immer wieder feststelle, oder die Bedeutung von Dorffesten für die Identität der Dorfbewohner. Wichtig ist mir dabei ein Bayern-Bild unserer Zeit zu zeichnen: Baching ist ein Dorf ohne Mägde und Knechte, dafür aber mit High-Tech-Kaffeemachinen in den Küchen und Ben-Folds-CDs in den Regalen.“

Der versöhnliche Schluss passt sehr wohl zur Tonlage dieses liebenswerten „Heimatfilms“, der die kleinen, alltäglichen Lösungen sucht und damit einen pragmatischen Realismus vorführt, der einem das Herz aufgehen lässt, ohne dabei die Seele nur baumeln zu lassen. Dass Kiefersauers Genre-Rechnung aufgeht, liegt sicher nicht zuletzt auch an der Besetzung: Michael Fitz beweist sich einmal mehr als vielschichtiger Charakterkopf, Thomas Unger besticht als Berlin-Heimkehrer, der viel trockenen und provozierenden Witz („Leckt er dich manchmal?“) mitbringt in die Heimat, Bernadette Heerwagen ist die hinreißend lächelnde Dorfschöne und Meike Droste („Mord mit Aussicht“) bezaubert als knuffige Single-Frau nicht nur den Berlin-müden Todesfahrer – sie alle holen den Zuschauer in dieses fiktive bayerische Dorf, deren Nähe Fluch und Segen sein kann, und sie nehmen einen mit in diese stimmungsvolle, wunderbar unverkünstelte Geschichte, die schwer und doch so leicht ist.

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Kinofilm

BR

Mit Michael Fitz, Thomas Unger, Bernadette Heerwagen, Stefan Murr, Meike Droste, Johannes Herrschmann

Kamera: Stefan Biebl

Szenenbild: Irene Edenhofer

Schnitt: Silvia Nawrot

Produktionsfirma: Tellux Film

Produktion: Martin Choroba

Drehbuch: Matthias Kiefersauer

Regie: Matthias Kiefersauer

EA: 09.08.2010 22:45 Uhr | ARD

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