“Babykram ist Männersache” – dem Filmtitel zum Trotz (irgendwann sollte der Film sogar “Harte Jungs & weiche Windeln” heißen), dieses RTL-Movie überrascht durch seine Zwischentöne und besonders durch seine beiden “Jungs”: Matthias Koeberlin und Matthias Schweighöfer. Die zwei gehören zu den großen Schauspieler-Entdeckungen des vergangenen Jahres. Regisseur Uwe Janson (“Single sucht Nachwuchs”), der zuletzt immer wieder sein Gespür für die richtige Besetzung bewies, hat hier ein ideales Duo gefunden. Hochkarätig ergänzt wird das Youngster-Treffen von Jürgen Scharnagel, Monica Bleibtreu und Marek Harloff (“Der Skorpion”) in einer bemerkenswerten Rolle als Transvestit Belinda.
Ein Schrottplatz am Rande von Hamburg. Arne (Koeberlin) und sein jüngerer Bruder Malte (Schweighöfer) haben ihn von den verstorbenen Eltern geerbt. Etwas orientierungslos leben sie in den Tag hinein, bis ein Findelkind ihr Leben gewaltig durcheinanderbringt. Vor allem der sensible Malte mit seinem Heim-Komplex will den kleinen Sonnenschein behalten. Arne seinerseits hat die vermeintliche Mutter, kurz bevor sie den Kleinen ausgesetzt hat, gesehen, er hat einen Koffer mit ihren Klamotten und er kennt ihren Vornamen. Als sie sie nach Monaten endlich finden, wollen sie die Rabenmutter (Marek Harloff) langsam “erziehen” und ihr eine zweite Chance als Mutter geben. Sie engagieren sie als Kindfrau für Sunny.
“Hier ist Regisseur Uwe Janson (nach einem Buch von Beate Langmaack) ein brillanter, ein schlicht entzückender Film gelungen, haargenau auf der Grenze zwischen Ernst und Selbstverflachsung.” (Hamburger Abendblatt)
Foto: RTL plus / Wolfgang Meier
“Ein Baby bringt drei völlig unterschiedliche Menschen zusammen und es führt jeden einzelnen auf den richtigen Weg”, umschreibt Matthias Schweighöfer die Geschichte hinter der Geschichte. “Jeder verändert sein Leben im positiven Sinne.” Selten bekomme er solche dichten Bücher angeboten wie jenes von Beate Langmaack (“Kommissar Beck”). So lange ist der Sohn des renommierten DDR-Schauspielers Martin Schweighöfer aber auch noch nicht im Geschäft. Im Herbst bekam er für sein Sat-1-Movie “Verbotenes Verlangen” den Deutschen Fernsehpreis in der Sparte Nachwuchs. Er spielte neben Benno Fürmann und Christiane Paul in dem Kinofilm “Freunde” und war unlängst als Prinz Dietbert von Tümpelberg in dem preisgekrönten Jugendfilm “Küss mich, Frosch” zu sehen. Schweighöfer hat den Schalk im Blick. Wenn es komisch wird auf bitterem Untergrund, ist der 19-jährige ganz in seinem Element. Lachen, wenn einem eigentlich zum Weinen ist. Für den Schauspieler heißt das: “Komik spielen und dennoch die Tragik in einer Figur suchen.” An diesem Ideal will er seine Rollen messen. Über zwei Wochen hätten sie vor dem eigentlichen Dreh geprobt. “Meine wichtigste Arbeit bisher”, sagt denn auch Schweighöfer, der ab nächsten Jahr unbedingt die Schauspielschule Ernst Busch (“man lernt nie aus”) besuchen möchte.
Der andere Matthias, der sieben Jahre ältere Matthias Koeberlin hat sein Schauspielstudium bereits hinter sich, auch auf hohem Niveau: an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam. Der Berliner spielte in “Tatort” und “Schimanski”, bevor ihm Uwe Janson die Titelrolle in “Ben und Maria” gab, einem der Sat-1-Movie-Highlights des letzten Jahres. In seinem Spiel strebt er vor allem Authentizität und Beiläufigkeit an. “Natürlich soll es sein”, sagt er, “so als ob jemand die Kamera draufhält”. Bei dem MDR/WDR-”Tatort” gelang das nicht so gut. Aber demnächst hat ihn ja wieder Janson auf der Besetzungsliste: für die Hauptrolle in dem Kinofilm “Julietta und das Erdbeben”. Auch mit ihm wird also weiter zu rechnen sein. Als Shootingstar will er dennoch nicht bezeichnet werden. “Da sehe ich immer eine Rakete vor mir, die nach oben schießt und schnell verpufft.”