Der Hamburger Arzt Martin Winter will seine Frau Anna aus Afrika in die Heimat zurückholen. Er weiß nicht, dass sie in der afrikanischen Savanne längst ihre neue Heimat und ihre berufliche Erfüllung gefunden hat. Auch von ihrem Liebhaber weiß er nichts. Und so taucht er unerwartet am Hochzeitstag in ihrer Buschklinik auf – in der Hoffnung, alles könnte wieder wie früher sein. Doch blauäugige Romantik zählt wenig unter afrikanischer Sonne. Der Alltag hier heißt: AIDS, Diabetis, miserable medizinische Grundversorgung, illegaler Medikamentenhandel. Als Anna und ihr Lover von einem Flug nicht zurückkommen, machen sich Martin und die Tierärztin Sarah auf die Suche nach den beiden. Dass dem unbedarften Medicus und seiner burschikosen Begleiterin auf dieser Fahrt durch Afrika so allerhand RTL-Gemäßes zustoßen wird, ist klar wie der Himmel über der staubigen Steppe.
„Wer ist hier eigentlich der Kerl?“, fragt man sich in der ersten halben Stunde von „Ausgerechnet Afrika“? Martin Winter weiß es spätestens, als er Sarah in der Abendsonne duschen sieht. So langsam raufen sich also die beiden zusammen – und natürlich mehr als das. Der Karrierearzt entdeckt sein soziales Gewissen, das Kumpelweib ihre Weiblichkeit. Zwischendurch helfen sie sich gegenseitig aus der Patsche, werfen mit Schlangen, werden ihrerseits mit Handgranaten beschmissen, sie betäuben Löwen, die immer wieder in den unpassendsten Momenten auftauchen und sie gehen Entführern in die Falle. Wenn zwei Menschen so viel Abenteuerliches widerfährt, kann das doch nicht umsonst gewesen sein!
„Ausgerechnet Afrika“ ist ein 83-minütiger Pilotfilm für eine mögliche Serie, deren Realisierung eher ungewiss sein dürfte. Als Einzelstück wäre der Film vom auslands(dreh)erfahrenen Serien-Routinier Axel Barth nicht der Rede wert. Das Drehbuch ist unterirdisch, die Auflösung des Regisseurs schlampig, allein die Übersetzung der afrikanischen Natur in die fade Inszenierung ist passabel. Ansehnlich ist der Film immer dann, wenn Jasmin Gerat etwas „Natürlichkeit“ in die hanebüchenen Situationen bringt. Bereits in Filmen wie „Die Mandantin“ oder in „Nachtschicht“ hat sie gezeigt, dass sie’s kann. Dagegen wird Alexander Sternberg die Blässe seines Martin Winter auch als Darsteller nicht los.
Sollte aus diesem Pilotfilm eine Serie werden, dann ist zumindest dieses humanmedizinische „Daktari“-Ambiente inklusive putziger Tier-Einlagen nicht die schlechteste Idee. Fragt sich nur, was eine solche Serie erzählen soll? Ratsam wäre sicher, das ironische Spiel mit den Geschlechterrollen zu forcieren. Denn eine Serie mit zwei gutherzigen Busch-Ärzten, die unter afrikanischer Sonne Händchen halten, gegen AIDS, böse Buben und wilde Tiere kämpfen, dürfte wohl kaum das Richtige für die RTL-Klientel sein!