Wenn ein verwitweter Mann in einem ARD-Freitagsfilm von einer gleichfalls alleinstehenden Frau mit dem Motorroller angefahren wird, muss man kein Prophet sein, um zu wissen, wie die Sache enden wird. Die Qualität der Geschichte bemisst sich allein an der Frage, ob die Hindernisse, die das potenzielle Paar in der Folge meistern muss, halbwegs originell sind. Die Originalität des Films „Alles Chefsache!“ hält sich zwar in Grenzen, hat aber neben Günther Maria Halmer und Angela Roy mit dem Bodensee einen reizvollen Blickfang zu bieten.
Die Beurteilung der Darbietungen lässt sich dennoch in zwei Worten zusammenfassen: „Mehr Wumms!“ So reagiert jedenfalls Suppenfabrikant Hansen, als seine Köche ihn eine neue Tütenmischung kosten lassen. Mehr Wumms hätte auch dem Film gut getan. Regisseur Edzard Onneken hat mit „Türkisch für Anfänger“ bewiesen, dass er Drehbücher pointiert und temporeich umsetzen kann. Ähnlich wie zuletzt beim ZDF-Sonntagsfilm „Elli gibt den Löffel ab“ aber scheint er die Zielgruppe des Freitagsfilms nicht überfordern zu wollen. Dabei könnte „Alles Chefsache!“ auch jüngere Zuschauer interessieren, denn Auslöser der Handlung ist ein Generationenkonflikt: Hansen, längst im Rentenalter, kann nicht loslassen und steht somit der Karriere seines Sohnes Markus (David Rott) im Weg. Der hat vielversprechende Ideen für den Betrieb, kann sie aber nicht umsetzen, weil ihn der Vater gar nicht erst zu Wort kommen lässt. Das ändert sich, als die Bank dem Alten die Pistole auf die Brust setzt: Einen neuen Kredit gibt es für die fast insolvente Firma nur, wenn sich Hansen senior zurückzieht und Markus seine innovativen Pläne realisieren kann. Also räumt der Alte das Feld, geht in seiner gekränkten Eitelkeit aber dem Angebot eines Mitbewerbers (Helmut Zierl) auf den Leim: Der tut so, als ginge es ihm um Hansens Fachwissen, dabei hat er mit dem Bankdirektor ein Komplott ausgeheckt, wie er den lästigen Konkurrenten aus dem Weg räumen kann.
Das ist nur die eine Seite des Drehbuchs. Die andere und für den Sendeplatz entscheidendere ist die Beziehungsebene: Nach seinem Rauswurf will sich der lebensmüde Hansen von einer Brücke stürzen, fällt aber auf die falsche Seite und somit vor die Räder von Pensionswirtin Carla (Angela Roy), die ihn daheim erst mal aufpäppelt. Hansen mag die resolute Italienerin, die sich nichts gefallen lässt, und sie mag ihn auch; aber seine Arroganz nervt sie fürchterlich.
Es gibt noch verschiedene Seitenstränge, aber selbstredend okkupiert die heitere Romanze umgehend das dramaturgische Zentrum. Warum Angela Roy unbedingt mit italienischem Akzent spielen muss, wissen allein die Macher des Films; vielleicht wollten sie das vielzitierte südländische Temperament betonen. Aber Roy macht das recht ordentlich, und auch Halmer spielt seine Rolle zwar überraschungsfrei, doch grundsolide. Weil der Film im sommerlichen Konstanz gedreht wurde, darf sich der Bodensee von seinen schönsten Seiten zeigen. Außerdem hatten die Autoren einige pfiffige Einfälle, und das Ende ist hübsch eingefädelt.