Nun steht er seinen Mann an der Heimatfront. Oberst a.D. Harald Westphal rekrutiert in den Schuldienst. Mit der Harten-Hund-Tour beißt er sich die Zähne aus an Schülern, die schlimmer sind als eine Horde Partisanen. Und er schießt er mit seinen psychologischen Extratouren gewaltig über das Ziel hinaus. Auch körperliche Ertüchtigung findet wenig Anklang. Dass der neue Arbeitsplatz ausgerechnet die Schule seiner beiden jüngsten Töchter ist und dass der es allzu gut meinende Harald etwas mit der Direktorin der Schule anfängt, macht die Situation nur noch schlimmer. Doch nach und nach findet er dann doch die besseren Antworten auf Mobbing, Verweigerungstaktik und Komasaufen als seine Kollegen. Bis zum guten Ende gibt es auch noch im Hause Westphal manche Schlacht zu schlagen.
„Dir ist schon klar, dass die Eltern zu einer gewissen Grundversorgung verpflichtet sind?“, knallt ihm Tochter Marla an den Kopf. Doch auch der Vater kontert nicht schlecht zurück: „Du läufst ja rum wie eine Eskimo-Nutte.“ Da verkriecht sich die Jüngste, verzweifelt an ihrer Legasthenie, malt sich die Zukunft der Familie als Hartz-IV-Empfänger aus und kommt nur vorzugsweise aus ihrem Zimmer, wenn es im Hause Anschauungsunterricht für den Sexualkundeunterricht gibt. Eine noch hitzigere Kampfzone ist die Schule. Harald Westphal klagt Respekt ein und kommt anfangs mit den falschen Methoden, doch irgendwie hat er ja Recht. Kippte sein Oberst in „Allein unter Mädchen“ noch in die Karikatur, neigte in „Allein unter Müttern“ der geschlechtsspezifische Zeitgeist doch zur (wenngleich dezenteren) Übertreibung und trifft der Seiteneinsteiger in die pädagogische Praxis in „Allein unter Schülern“ auch nicht immer den richtigen Ton – der Film tut es und Hannes Jaenicke marschiert mit bestem Beispiel voran – komödiantisch mit einem Zacken Realismus.
Soundtrack: u.a. James Brown („It’s is a man’s world“), Sweet („Ballroom Blitz“), Peter Fox („Alles neu“), Lynden David Hall („All you need is love“), Rolling Stones („You can’t always get what you want“)
Aber auch Nina Gummich und Karoline Teska, die tatsächlich als Schwestern durchgehen könnten, beweisen ihr großes schauspielerisches Potenzial. Der Film von Oliver Schmitz (Regie) und Carolin Hecht (Buch) findet den idealen Rhythmus zwischen Filmkomödie und Comedy. Er ist schnell, leistet sich dabei aber keine Ungenauigkeiten. Das Timing in und zwischen den Szenen ist perfekt, der Soundtrack ist nicht überladen und es ist am Ende die Geschichte und weniger die Genrekonvention, die das Happy End fordert. Dieser Film funktioniert nicht nur, weil man den Hauptfiguren gegenüber, sondern weil man (intuitiv) dem ganzen Film gegenüber Sympathie entwickelt. So kann es passieren, dass sich in das ganze Tohuwabohu ein, zwei Momente großer Zärtlichkeit einschleichen. (Text-Stand: 8.9.2009)