Gitti und Chris machen Urlaub auf Sardinien. Sie, die PR-Frau, burschikos und geradeaus, er, ein idealistischer Architekt, unsicher und introvertiert – im Haus von Chris’ Eltern wollen sie es sich ein paar Tage gut gehen lassen. Kochen, essen, lesen, etwas Sex oder einfach rumgammeln. Die beiden kennen sich noch nicht allzu lange. Also beginnen sie, miteinander zu reden: über seine Kompromisslosigkeit als Architekt, über ihre Selbstzweifel in der Beziehung. Aber auch Chris ist unsicher: Er wartet vergebens auf seine Männlichkeit und den Erfolg im Beruf und er findet sich viel zu langweilig für Gitti. Das ändert sich, als ihm der „Macher“ Hans begegnet, ein ehemaliger Studienkollege. Wie der mit seinem „Weibchen“ Sana umspringt – das guckt sich der Leisetreter ab. Bei einem letzten Treffen zu viert eskaliert das Spiel mit den Männlichkeitsgesten. Noch einmal schlafen Gitti und Chris miteinander. „Ich lieb dich so“, stöhnt er. Gestern hätte sie alles gegeben für diesen Satz. Am nächsten Tag geht nichts mehr bei Gitti. „Ich liebe dich nicht mehr“, sagt sie lapidar und stellt sich tot.
Soundtrack: Julia Iglesias & Willie Nelson („To all the girls I’ve loved before“), Gianna Nannini („I maschi“), Herbert Grönemeyer („Ich hab dich lieb“), Cat Stevens („How can I tell you“)
„Alle Anderen“ (Trailer), der zweite Film von Maren Ade, war vor zwei Jahren das deutsche Kinoereignis für Cinéasten und alle, die Eric Rohmer und die leisen frankophilen Töne lieben. Es geht um Liebe, Lüge, Langeweile – um das Leben. Ade schaut einer Beziehung bei ihrem Sosein zu. Der „Spiegel“ schrieb von einer „Geschichte über Menschen, denen es ganz gut geht und die trotzdem, wenn sie sich selbst ausgesetzt sind, erschüttert werden von einer Krise, die keine Ursachen hat, weil diese Krise das Leben selbst ist“. Der Film beginnt mit der Phase, in dem die beiden ihren Liebescode kultivieren: es ist das fast kindliche Necken eines Paares, bei dem die Geschlechterrollen verschwimmen. Mit den „Vorbildern“ Hans und Sana kommt es zu Verschiebungen im Machtverhältnis von Chris und Gitti. Zunächst scheint Chris, stets von Zweifel geplagt, der Schwächere zu sein. Dann geht er plötzlich auf in seiner Rolle als Macker. Aus einer seltsam beziehungslosen Liebe, bei der jeder um sich selbst kreist, entwickelt sich eine lieblose Beziehung, wie Paare sie häufig nach vielen Jahren erleben. So könnte man sagen – könnte. „Alle Anderen“ will kein ultimativer Diskurs über die Liebe sein.
Dafür kommt diese Studie, die der Generation der thirtysomethings gnadenlos den Spiegel vorhält, zu leicht daher, sind die Szenen viel zu sehr den Alltags- und Urlaubssituationen eines Paares abgelauscht. Eine Beziehungskrise bahnt sich an in sieben Tagen und sieben Nächten als ein Spiel, bei dem sich die Kraftfelder verschieben und dem viele kleine Wahrheiten zugrunde liegen. Das beginnt beim Slang jener Generation und endet mit Orientierungslosigkeit und einer Ratlosigkeit, die groß ist, sich aber klein gibt – wie alles in diesem wunderbaren Film über den Abgesang einer Liebe, die nie richtig begonnen zu haben scheint. Dieser Film über eine Mittelstandsliebe schmerzt mitunter regelrecht in seiner grausamen Genauigkeit.