All you need is love – Meine Schwiegertochter ist ein Mann

Saskia Vester und Jürgen Tonkel: krachlederne Schwulenhatz als Volksstück

Foto: Sat 1 / Erika Hauri
Foto Rainer Tittelbach

Ihr Hans will heiraten. Mutter Katharina ist geschockt, als sie erfährt, dass es sich bei Schwiegertochter „Nicki“ um einen Mann handelt. Die TV-Komödie plätschert vorhersehbar dahin, macht auf pc, plump oder plemplem, findet aber nie zu einer Haltung.

Ihr Hans will heiraten. Mutter Katharinas Freude ist groß, der Schock umso größer, als sie erfährt, dass es sich bei Schwiegertochter „Nicki“ um einen Mann handelt. Für weitere Unruhe sorgt der Plan des Sohnemanns, statt in Berlin in seiner alten Heimat, in der tief schwarzen bayerischen Provinz, getraut zu werden. Das unsanfte Coming-Out verstört zunächst selbst die Mutter. Ihren Arzt bittet sie um ein Allheilmittel. Auch der Vater überlegt, wie er seinen Sohn umkrempeln könnte und fährt erst einmal mit ihm beim Puff vorbei. Doch je mehr sich das Dorf über den schwulen Hans das Maul zerreißt und je mehr auch die Eltern angefeindet werden, umso mehr bekennen sie sich zu ihrem Sohn und seiner Liebe.

„All you need is love – Meine Schwiegertochter ist ein Mann“ greift tief in die Kiste der Klischees. Die Sat-1-Komödie von Kerstin Oesterlin und Jessica Schellack spielt aber nur ein bisschen mit ihnen herum und setzt auf Vorurteile, die gesellschaftlich längst als überwunden gelten. Nicht offenbar in Bayern! Zwar gibt es 2009 auch hier keine kapitalen „Jagdszenen“ mehr wie in Peter Fleischmanns legendären Schwulenhatz-Film aus dem Jahre 1968, aber der Rauswurf aus dem Kirchenchor oder eine gehörige „Abreibung“ sind wohl das Mindeste, das ein Schwuler oder dessen Mutter in Oberbayern erwarten darf – besonders in einem TV-Movie, das als rustikales Volksstück geschrieben und inszeniert wurde. Saskia Vester darf zum x-ten Male die grenzdebil herzensgute Spießerin mit bayerischem Zungenschlag geben und Jürgen Tonkel gefällt als krachlederner Gaudimax. Ein weniger glückliches Händchen bewies Edzark Onneken bei der Besetzung des schwulen Pärchens.

Diese Komödie plätschert vorhersehbar wie ein Bergbach dahin, macht auf pc, plump oder plemplem (Jenny Elvers am Rande des Erträglichen), findet aber nie zu einer Haltung. „All you need is love“ löst die Probleme statt mit Köpfchen, allein mit Gefühl. Am Ende stimmen selbst die schlimmsten Hinterwäldler in die Fab-Four-Freudenhymne ein. Wie es dazu kommt, wissen allein die Autoren! (Text-Stand: 3.11.2009)

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Saskia Vester, Jürgen Tonkel, Andreas Helgi Schmid, Manuel Witting, Jenny Elvers, Johannes Herrschmann

Kamera: Marco Uggiano

Schnitt: Dietrich Toellner

Schnitt: Michael Kadelbach

Produktionsfirma: Kaminski.Stiehm.Film

Drehbuch: Kerstin Oesterlin, Jessica Schellack

Regie: Edzark Onneken

EA: 03.11.2009 20:15 Uhr | Sat 1

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