Eine Schriftstellerin und ein Arzt geraten in eine abenteuerliche Odyssee, die sie von München über Rom und Israel nach Norditalien führt. Felicia Schlesinger ist dem Geheimnis auf der Spur, das ihr Vater, ein leidenschaftlicher Archäologe, vor seinem gewaltsamen Tod gelüftet hat. Ein Geheimnis, das einige Würdenträger der Katholischen Kirche gerne gemeinsam mit Schlesingers Tochter und ihrem Begleiter begraben würden. So wird die archäologische Schnitzeljagd, auf die Schlesinger posthum seine flippige Tochter Felicia schickt, zu einem Trip auf Leben und Tod, bei dem auch noch ständig ein engstirniger deutscher Polizist ihre Wege kreuzt. Am Ende kann sie vielleicht den Verlauf der (Religions-)Geschichte ändern.
„Akte Golgatha“ ist ein TV-Movie, wie man es von RTL erwartet: oberflächlich die Story, banal die Dramaturgie, knallig aufgelöst die Szenen, rasant die Ortswechsel und effektiv das Genre-Maschinchen, das in der zweiten Filmhälfte mächtig schnurrt und das mit dem Schauplatz Jerusalem das Production Value sichtlich aufwertet. RTL-untypisch ist der Mut, Katharina Schüttler („Schurkenstück“), eine Schauspielerin von Format und keine klassische Schönheit, in der weiblichen Hauptrolle zu besetzen. Das gibt Bonuspunkte vom Kritiker, aber auch der Normalzuschauer dürfte Gefallen finden an der quirlig-überdrehten Art, mit der sich die Theaterschauspielerin in das Abenteuer eines Abenteuerfilms stürzt. Schüttler zeigt Bein und fegt im neckischen Baby-Doll-liken Röckchen auf dem Motorrad durch die karstige Wüstenlandschaft, verfolgt von garstigen Vertretern der fanatischen Geistlichkeit.
Man kann sagen, das Genre bringe es mit sich, dass es beispielsweise Szenen gibt, in denen das Killerkommando des christlichen Geheimordens rollt, in denen das Pärchen aber dem Kugelhagel entgehen kann, um wenig später gefangen genommen, anstatt getötet zu werden. Solche Unlogik kann man dem Genre zusprechen, muss man aber nicht. Luft nach oben gibt es also – was die Handlungslogik angeht. Mit einem versierteren Drehbuchautor wäre mehr möglich gewesen. Zumindest die Inszenierung leistet das, was ein TV-Movie zu Zeiten abgespeckter Drehpläne leisten kann. Im Rahmen dieses Achterbahn-Genres ist „Akte Golgatha“ durchaus sehenswert. Gut, dass für den Film mehr das komödiantische Indiana-Jones-Imperium bemüht wird als das pathetische Mythengedöns Marke Dan Brown. Gut auch, dass nicht schon wieder Bettina Zimmermann durch den Wüstensand stöckelt.
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