Die Mainzer Fastnacht steht bevor. Für das Team einer Unfallklinik die größte Herausforderung des Jahres. Wie immer macht sich Chefarzt Prof. Dr. Kortner, ein Mann der wenig Spaß versteht, rechtzeitig vom Acker. Nur dieses Mal kommt er nicht weit. Am Ende landet er im selben Krankenzimmer wie der Määänzer Narr, der sich ihm in den Weg gestellt hat. Der Chef a.D. bekommt nun die besonderen „Vorzüge“ der eigenen Klinik hautnah zu spüren. Das Kommando hat während seiner Malaise Dr. Sarah Sellner. Mit der ist momentan nicht gut Kirschen essen. Ihr Lebenspartner und Gatte in spe hat Lernschwester Sarah betatscht – offenbar mehr als eine Fastnachtslaune. Auch wie es beruflich weitergeht, steht für das Paar in den Sternen. Beide haben sich auf dieselbe Oberarztstelle beworben.
So recht weiß man nicht, ob man „Achtung Arzt!“ überhaupt sehen will. Kann es im Genre der deutschen Weißkittelkomödie mit ernsthaften Zwischentönen überhaupt hierzulande etwas geben, das nur annähernd an „Doctor’s Diary“ heranreicht? Es ist zunächst die originelle Ausgangsidee, einen Halbgott in Weiß in die eigene Klinik einzuweisen, es ist das Personal des Vierbett-Zimmers mit dem manisch-depressiven Fastnachtsfanatiker und dem spielsüchtigen Italiener, mit Frankensteins Monster und dem hippokratischen Eidgenossen und Ekelpaket in Personalunion, das einen einigermaßen bei Laune hält. Außerdem machen Annette Frier und der zu Unrecht oft unterschätzte Bernhard Schir im Spannungsfeld zwischen ernsthaft und gewitzt eine recht gute Figur. Und Sätze wie „Wer so witzig ist – der kann auch ein bisschen warten“ (fast Impro-Comedy-like von Frier dahin gesagt) oder „Sie halten jetzt einfach mal den Mund und gehen nach Hause und stellen sich vor den Spiegel und hauen sich eine rein – oder besser: Sie hauen sich zwei Mal eine rein“ (bestimmend vom Chefarzt im Rollstuhl zum Besten gegeben), solche Sätze versöhnen mit den Auszeiten, die sich die Handlung zwischenzeitlich nimmt. Da wird zu häufig nur gekaspert, ge-Split-screent und einige Fastnachtsleichen (leider viel zu kurz und uninspiriert) in die Klinik geholt.
Eigentlich eine wunderbare Idee, das, was einem die Wirklichkeit liefert, in diesem Fall, der Rosenmontagsumzug, mit in die Handlung zu integrieren. Da es aber „draußen“ – wohl aus Kostengründen – keine Sanitäter im Einsatz gibt, kann diese Idee von Rolf Silber nicht angemessen genutzt werden. Und so ist „Achtung Arzt!“ zwar handwerklich ein TV-Movie ohne Fehl und Tadel, in der Gesamtschau ist dieser Mix aus Läuterungsgeschichte, komisiertem Klinikalltag und weitgehend vergeblicher Glückssuche zwischen Herzstillstand, Eifersucht und 14-Stunden-Tag aber weder Fisch noch Fleisch. (Text-Stand: 22.2.2011)