Es war einmal ein florierender Industriestandort. Heute indes kämpft dessen Aushängeschild, die Bochumer Waschmaschinenfirma Perla, ums Überleben. Während die Belegschaft noch übers Weihnachtsgeld debattiert, wurden beim US-Mutterkonzern bereits ganz andere Entscheidungen getroffen. „400 müssen weg, sonst machen wir dicht“, bringt es der Betriebschef auf den Punkt. Und noch etwas ganz Perfides haben sich die Amis von General Machines ausgedacht: Sie forcieren den konzerninternen Wettbewerb zwischen Bochum und den drei anderen europäischen Standorten in Polen, Frankreich und England – mit der Ansage: die Firma, die am langsamsten wegrationalisiert, wird geschlossen. Ausgerechnet der Sanierungsplan könnte nun der Karrieresprung für Karin Wegmann werden. Schafft sie es – gegen die eigenen Kollegen vorzugehen, sie mit „sozialverträglichen“ Maßnahmen zu ködern und ihnen die freiwillige Kündigung nahezulegen? „Schöpfen Sie die Argumente aus den Perspektiven Ihres Gegenübers“, rät ihr der smarte Oberabwickler Thomas Kruger. Sie würde ja schon gerne wollen, aber kann sie ihre Freunde verraten?! Noch dazu, wo sie sich doch in den Oberschrauber und Mannschaftskapitän des Perla-Fußball-Teams verliebt hat.
Foto: SWR / Menke
Zuerst kommt die Karriere, dann die Moral? Nein, für die von Bernadette Heerwagen gespielte Hauptfigur in „Abseitsfalle“ kann man sich das nicht gut vorstellen. Auch zur Tonlage dieses von den Ereignissen rund um das Bochumer Opelwerk im Jahre 2006 inspirierten Debütfilms würde das nicht passen. Wo Fußball im Spiel ist, muss am Ende Freundschaft sein. Und wo die sympathische Heldin, die sich zwischenzeitlich hat verführen lassen vom Faktor Macht, hingehört in dieser Tragikomödie, deren Macher selbstredend kein Geheimnis daraus machen, bei wem ihre Sympathien liegen, steht außer Frage. Das ist dann allerdings auch eine der vielen Schwächen, die diese kleine Kinokoproduktion offenbart. Alles ist so offensichtlich, so naiv – und so tief der Griff in die dramaturgische Klischeekiste. Mit britischer Komödie hat diese „Abseitsfalle“ nicht viel zu tun, weil Regisseur Stefan Hering und Autorin Beatrice Meier allenfalls das Thema ernst nehmen, indem sie es multiperspektivisch beleuchten. Ganz und gar vernachlässigt wird dabei die filmische Umsetzung. Hier brilliert kein eigenwilliges Kollektiv wie in „Brassed off“, hier werden die männlichen Helden der Arbeit zu Karikaturen, die weiblichen Vorzimmerdamen in dämliche Cheerleader-Fremdschäm-Attacken gezwungen – kurzum: hier wird britische Originalität durch den typisch deutschen Klamauk ersetzt.
Soundtrack: OST „Abseitsfalle“ von Matthias Hornschuh feat. Jeff Brück
Eine knappe Stunde schafft man es als gutwilliger Zuschauer, der überaus sympathischen Heldin, die so tief im Dilemma steckt, dank der bezaubernden Bernadette Heerwagen zu folgen. Auch Christoph Bach hält so lange als Sanierexperte seine Figur in einer attraktiven Schwebe. Doch dann ist die viel zu handlungsreiche Story ausgereizt – und der lineare und-dann-und-dann-Plot langweilt nur noch. Aus der Chronologie von Abwicklung und Arbeitskampf ergibt sich einfach noch keine abendfüllende Dramaturgie. Sie mit Typenkomik und Romantik zu strecken, ist kein wirklicher Gewinn. Und so muss man trotz des ehrbaren Versuchs, das Thema Arbeitswelt und das Genre Workingclass-Hero-Comedy zu beleben, ein eher ernüchterndes Fazit ziehen: „Abseitsfalle“ ist Sozialkomödie light mit der Liebe (das Herz schlägt lokal) als dramaturgischer Notlösung und einer flachen Fernsehspiel-Ästhetik. Von einem Erstlingsfilm sollte man mehr und vor allem weniger Abgestandenes erwarten.