Etwas stimmt nicht bei Berlins größtem Stromversorger. „Wetterbedingte Schwankungen“, sagen die einen, „Störungen im Betrieb“, sagt Anja Radtke. Die als „Fräulein 100%ig “ verschriene Ingenieurin soll Recht behalten: die Berliner sitzen bald im Dunkeln. Dennoch will man sie zum Bauernopfer machen – nicht zuletzt deshalb, weil sie und der Wartungstechniker Volanski nicht nur die besten Ideen haben, wie die Hauptstadt wieder Licht bekommt, sondern weil sie auch den Drahtziehern eines politischen Komplotts auf die Schliche kommen.
Sat 1 nimmt den Mund reichlich voll. Ein Katastrophenfilm ist „380.000 Volt – Der große Stromausfall“ nicht. Dass Autor Christoph Darnstädt aus der Idee „Ausnahmezustand in der Hauptstadt“ ein persönliches Rehabilitierungsprogramm für die beiden Hauptfiguren statt eines vielgesichtigen Berlin-Thrillers entwickelt, war bei dem sichtlich dürftigen Budget die einzig richtige Entscheidung. Vergisst man als Zuschauer, was „da draußen“ los ist, dann macht der Film Laune, weil man sich auf den Moment freut, in dem es die beiden ins Abseits gedrängten Perfektionisten den skrupellosen Pragmatikern an den Schalthebeln der Macht zeigen werden. Dieser Effekt stellt sich umso mehr dadurch ein, dass die Bösen keine Genre-Bösen sind, sondern dass der Zufall sie zum zunehmend krimineller werdenden Handeln zwingt.
Der Film bedient alle Klischees. Und er macht es charmant wie seine Hauptdarsteller Ann-Kathrin Kramer und Tobias Oertel – auch wenn zu Beginn das Technikkauderwelsch zwischen Leitung Alpha, Beta und den Umspannern aus ihren Mündern albern klingt. Einziges dauerhaftes Manko: der Look. Hier hätte man durch etwas mehr Dunkelheit und Coolness mehr Atmosphäre erzeugen können. So könnte der Zuschauer auch leichter vergessen, dass das, was der Film über die Berliner Chaosnacht mit Unruhen, Plünderungen und Vergewaltigungen erzählt, in Relation zum erzählerischen Potenzial dürftig geraten ist.