Wenn David gegen Goliath antritt, sind die Sympathien meist eindeutig verteilt. Im Berlin-Thriller „36 Stunden Angst – Ein Vater kämpft um sein Kind “ ist es ein kleiner Streifenpolizist, der im Kampf gegen einen Kidnapper und einen zwielichtigen Vorgesetzten über sich hinauswächst. Johannes Brandrup („Alarm für Cobra 11“) spielt den sanften Bullen mit dem entrückten Blick. Den Part der Gegenspieler in Jörg Grünlers Sigtseeing-Tour durch den Untergrund der Hauptstadt übernahmen Uwe Bohm („Yasemin“) und Ulrich Mühe.
Michael Steiger ist vom Glück verlassen. Streifschuss im Dienst, Scheidung – schließlich wird sein Sohn entführt. Ironie des Schicksals: eigentlich hätte es den Sohn seines Vorgesetzten, Hauptkommissar Martens, treffen sollen. Der Entfhrer hat mit dem offenbar korrupten Beamten noch eine Rechnung offen. Er fordert 600.000 Mark von Martens. Der reißt den Fall an sich und versucht, ihn zu verschleppen. Doch die Zeit ist knapp. Steiger und seinem Kollegen bleibt deshalb nichts anderes übrig, als auf eigene Faust zu ermitteln.
„Er will kein Held sein“, sagt Brandrup über seinen braven Schutzpolizisten. „Sogar als seine Frau ihn verlässt, bleibt er passiv, sieht sich nicht veranlasst, irgendetwas an seinem Leben zu ändern.“ Erst die Entführung ist eine Initialzündung in Richtung, ein aktiver, engagierter Mensch zu werden. Und er reagiert wie ein Instinktmensch, der es nicht gelernt hat zu denken. Steigers Gegenspieler in den Reihen der Polizei wird von Uwe Bohm gespielt. Sein Martens ist ein glatter Überflieger, ein Hardliner, der bei seinen Polizeieinsätzen den schnellen medienwirksamen Erfolg sucht – und das schon mal auf Kosten eines Menschenlebens.
„36 Stunden Angst – Ein Vater kämpft um sein Kind“ ist ein Schauspieler-Film, solide gemacht, dynamisch und doch bodenständig, eher Drama als Action-Spektakel. Jörg Grünler hat sich vor allem um ein aufregendes Berlin-Bild bemüht. Die Polizei ließ er hoch oben residieren, mit telegenem Blick über die neue Hauptstadt des Verbrechens. Erpressung und Korruption indes blühen unter der Oberfläche, im Geheimen, in U-Bahnschächten beispielsweise, Katakomben und anderen unterirdischen „Locations“ rund um den Potsdamer Platz, in denen es dann zu einem 15mintigen Showdown kommt. (Text-Stand: 27.10.1998)