Selten, dass Schauspieler heute ihre Herzensprojekte noch durchgesetzt bekommen. Katja Flint hatte das Glück bei “21 Liebesbriefe”. Das vertrackte Krimi-Märchen erzählt von einer Frau um die 40, die ein sicheres Händchen für die falschen Männer hat und die sich offenbar zurücksehnt in eine Zeit, in der Hoffen und Träumen noch geholfen haben. Eine Romantikerin, die im winterlichen München zur Detektivin wider Willen mutiert, hat ihr der Krimiautor Friedrich Ani (“German Angst”) auf den Leib geschrieben; die Idee dazu kam von ihr selbst. Sie ist weder eine Miss Marple noch eine Rosa Roth – einen kühlen Kopf behält sie nur selten. “Sie lebt in einer Traumwelt und sie geht ganz von ihren Gefühlen aus“, so Flint.
Franziska Luginsland (was für ein Name!) schlägt sich als Kellnerin durchs Leben. Sie ist einsam, setzt auf Kontaktanzeigen. Seit einigen Monaten schreibt ihr ein Mann. Am Tag ihres ersten Treffens gibt es für sie ein böses Erwachsen: Der Mann kommt nicht, er ist tot, ermordet. Und der Name, unter dem er Franziska 21 Liebesbriefe geschrieben hat, Fabian Stiller, ist nicht sein richtiger Name. Bei der Beerdigung ihres Brieffreundes trifft sie den, der in Wahrheit Fabian Stiller heißt. Zu ihm fühlt sie sich sofort hingezogen. Auch ein ziemlich schroffer Kommissar kommt ins Spiel. Franziska misstraut mittlerweile jedem und versucht deshalb auf eigene Faust, etwas herauszubekommen über ihren toten Brieffreund.
„Naive Schnüffelposse mit schulmädchenhaften Off-Kommentaren. Nett gemacht, leider zu nett für einen Krimi.“ (TV-Spielfilm)
Die Heldin ist ein Dickschädel und zugleich eine verwirrend-verwirrte Frau, die hinter ihrem attraktiven Äußeren nicht so viel Stärke besitzt, wie man annehmen mag. “Ihre Trotzigkeit zwingt sie in schwachen Momenten, die Starke zu spielen, und aus dem Spiel wird Ernst”, charakterisiert Flint die verkappte Kriminalistin. Wie in Flints Glanzstück “Wie krieg’ ich meine Mutter groß” besitzt ihre sehnüchtige Franziska Luginsland – trotz lebensgefährlicher Umstände – eine gesunde Portion Humor. Keine Szene ohne die 43-jährige Schauspielerin, die den ZDF-Fernsehfilm trotz namhafter Kollegen wie Harald Schrott oder Günther Maria Halmer von der ersten bis zur letzten Minute trägt. Das TV-Stück, das Regisseurin Nina Grosse als “einen poetischen Krimi mit ein paar wunderbar schrägen genrefremden Einlagen” bezeichnet, ist ein ziemlich kruder Mix aus Sex und Crime, aus Humor und magischen Momenten, dem die ganz große Linie fehlt. Gewöhnungsbedürftig sind die Off-Kommentare, die die Heldin auf den Bewusstseinsstand eines telepathiebesessenen Teenagers manövrieren. Vielleicht gewöhnt man sich ja dran, es soll noch weitere Fälle geben… (Text-Stand: 2004)