„Das kann’s doch noch nicht gewesen sein“, sagt sich Kommissar Piet Becker – und hängt seinen Job an den Nagel. In Husum, dem Ort, mit dem er die schönsten Erinnerungen seines Lebens verbindet, geht er vor Anker. Dort trifft der etwas freudlose Zeitgenosse nicht nur auf seinen Bruder Hannes Bongartz (!), der sich als Heiratsschwindler lustvoll durchs Leben schlägt, sondern auch auf seine Jugendliebe Paula. Ein Mord schweißt die drei wieder zusammen. Beckers Hamburger Ex-Kollege hat dessen Bruder im Verdacht. Also müssen der Frauenverführer und der Bulle ohne Dienstmarke den wahren Mörder finden. Zwischendurch haben sie auch noch Zeit, ihre Popjazz-Combo aus alten Zeiten wieder neu zu beleben.
„2 für alle Fälle – Ein Song für den Mörder“ ist eine ausgedachte Provinzposse mit bewusst naivem Mord, die sichtlich auf eine Reihe hin konzipiert wurde. „Vielleicht ergibt sich ja noch mal die Gelegenheit“ heißt es am Ende. Und so bemüht auch der Lebenskrisen-Einstieg des Helden wirkte und so banal und psychologiefrei dieses Geschichtchen um die beiden ungleichen Brüder auch erzählt wurde: der geneigte Zuschauer wird sich ein Wieder-Sehen wünschen. Unterhaltung ohne Reue bietet dieser Film von Nordlicht Lars Jessen. Die Nähe zu Land und Leuten und die Liebe zum Detail fallen hier besonders ins Auge: raumgreifende Totalen, Flugaufnahmen, klare, wiederkehrende Kamerablicke (vom Deich, vom Hafen, vom Gasthof) sorgen für Orientierung, etablieren den Mikrokosmos Husum und sorgen dafür, dass sich der Zuschauer rasch heimisch fühlen kann. Das Licht an der Nordsee sprengt fürs Auge sehr angenehm den Rahmen eines Degeto-Schönwetterfilmchens und die strahlende Sonne gibt ein Versprechen auf den nächsten Sommer und sie erzählt zugleich die Landschaft mit.
Auch bei der Besetzung spürt man den Wunsch, mehr als Degeto-Durchschnitt abzuliefern. Jan Fedder besticht als Typ, in punkto Spielfreude liegen indes Welten zwischen ihm und Axel Milberg, der hier so richtig köstlich dem Affen Zucker geben kann. Etwas farblos ist die Rolle von Nina Petri, dafür hat Victoria Trauttmansdorff ein paar schön schräge Auftritte als dauerhaft alkoholisierte Chefarztgattin. Die Idee, die Überführung des Täters in Form eines musikalischen Ständchens (wunderbar angejazzt: „Radar Love“) darzubringen, war einer von vielen hübschen Einfällen, die auch das Drehbuch von Norbert Eberlein mit seinem weithin trockenen Dialogwitz zu einem (nordfriesischen) Lichtblick in der Degeto-Düsternis machen.