Zwei Herzen und ein Edelweiß

Hehn, Jäger, Klaschka. Überraschend gewitzte Unterhaltung vor Alpenpanorama

Foto: Degeto
Foto Tilmann P. Gangloff

„Zwei Herzen und ein Edelweiß“ beginnt, wie man sich so eine Degeto-Romanze mit Sascha Hehn vorstellt. Aber dann mischen sich irritierende Untertöne in die Darbietungen. Die Figuren verhalten sich anders als erwartet, die Dialoge sind überraschend pointiert und pflegen einen trockenen Humor. Mit fein nuancierten Variationen spielt Drehbuchautor Mathias Klaschka mit Genrekonventionen & Sehgewohnheiten. Die Regie kann da leider nicht ganz mithalten!

Der Titel lässt das Schlimmste befürchten. Tatsächlich wirkt „Zwei Herzen und ein Edelweiß“ dank der früher typischen Degeto-Musiksoße & dem prachtvollen Alpenpanorama zunächst wie der übliche ARD-Freitagsfilm. Aber dann mischen sich irritierende Untertöne in die Darbietungen. Die Figuren verhalten sich anders als erwartet, die Dialoge sind überraschend pointiert und pflegen einen trockenen Humor. Selbst wenn die Handlung in groben Zügen dem gewohnten Schema der Heimatromanze zu entsprechen scheint: Oft genügen Autor Klaschka nuancierte Veränderungen, um sein amüsantes Spiel mit den Sehgewohnheiten zu treiben.

Dabei ist die Geschichte ganz einfach: Großstadtpflanze stellt zur eigenen Überraschung fest, dass ihr das rustikale Dasein im Berchtesgadener Land enormes Vergnügen bereitet. Schon die Einführung aber sieht bei Klaschka etwas anders aus. Auf dem Weg nach Italien will die frisch geschiedene Bettina (Jäger) mit ihren beiden Kindern beim geliebten Großonkel Station machen. Dass das Auto inmitten einer Schafherde liegen bleibt, damit sie ihrem Schwarm (Hehn) aus Kindertagen begegnen kann, mag ja noch den Freitagskonventionen gehorchen; dass der Onkel zwischenzeitlich gestorben ist, schon weniger. Doch spätestens, wenn Bettina eine ergreifende Grabrede hält, aber leider auf der falschen Beerdigung, weiß man: Dieser Film ist in vielerlei Hinsicht anders als die anderen Degeto-Produktionen.

Der Autor hält sich jedoch weiter ans übliche Strickmuster. Bettina erbt Onkels Hof und würde ihn gern verkaufen, aber auf keinen Fall an eine bundesweite Werkstattkette, die hier unbedingt eine „Stopp-Pitt“-Filiale aufmachen will. Weil der Käufer ein Naturliebhaber sein sollte, gibt sich der smarte Repräsentant (Florian Fitz) als Autor aus, der die Ruhe sucht. Prompt lässt sich Bettina um den Finger wickeln. Derweil vergrault Karl, Onkels alter Knecht, dem sein Arbeitgeber ewiges Wohnrecht garantiert hat, potenzielle weitere Käufer mit Horrorgeschichten von Rattenepidemien und Leichen in der Küche.

Helmut Metzger inszeniert die muntere Handlung zwar nicht gerade im ProSieben-Tempo, aber dank der diversen Slapstick-Szenen geht’s doch deutlich flotter zu als sonst. Gerade der „Stopp-Pitt“-Mann bekommt immer wieder mal Mist oder andere übelriechende Dinge ab. Hübsch ist auch die Romanze mit Martin eingefädelt, Bettinas Jugendliebe. Abgerundet wird das Ensemble durch Gaby Dohm als ihre Mutter, die ständig besser weiß, was gut für ihre Tochter ist. Die besten Dialogzeilen aber hat Paul Metzger als halbwüchsiger Sohn Tom, dem das Landleben gewaltig stinkt und der mit seinem Sarkasmus viel Würze in den Film bringt.

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Sascha Hehn, Julia Jäger, Gaby Dohm, Peter Mitterrutzner, Florian Fitz, Paul Faßnacht

Kamera: Zivko Zalar

Szenenbild: Christian Müller

Schnitt: Romy Schumann

Produktionsfirma: Zieglerfilm München

Drehbuch: Mathias Klaschka

Regie: Helmut Metzger

EA: 21.03.2008 20:15 Uhr | ARD

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