Ein toller Geburtstag für Ines: zuerst die Kündigung im Baumarkt, dann erwischt sie ihren Nichtsnutz von Ehemann in flagranti mit einer anderen, ach ja, und zu allem Überfluss befördert sie noch einen ehemaligen Mitschüler mit Hilfe eines Kronleuchters ins Jenseits. „Du hast es vermasselt“, meldet sich ihr Gewissen in Gestalt ihres 16-jährigen Alter Ego. Ines, um die 40, hat ihr Leben in den Sand gesetzt. „Als ich 16 war, da war doch alles in Ordnung“, erinnert sie sich und landet einen Zeittunnel-Moment später im Jahre 1986. Rasch kann sie die Teenie-Ausgabe von sich davon überzeugen, dass sie sie ist („Ich bin’s, du!“), doch davon zu überzeugen, sich von dem Jungen zu trennen, der sie später als Mann betrügen, belügen & unglücklich machen wird, das schafft sie vorerst nicht. Dafür bringt sie das Leben ihres verwitweten Vaters in Ordnung, verwirrt mit ihrem Wissen aus der Zukunft ihren ehemaligen Physiklehrer und fühlt sich zu dem Knaben, den sie über zwei Jahrzehnte später aus Versehen tötet, seltsam hingezogen. Hat sie damit die Weichen für ein besseres 2010 gestellt?
Foto: Sat 1 / Julia Terjung
Die Komödie „Zurück zum Glück“ treibt das immer wieder beliebte Spiel mit den Zeithorizonten, bei dem Lifestyle, Mode und Musik lustvoll zitiert werden. „VHS wird sich nicht durchsetzen – die Qualität ist nicht gut genug“, weiß Ines’ Vater und wird drei Jahre später mit seinem Elektroladen pleite gehen. Viele Gags dieser Art hat Autor Klaschka nicht auf Lager. Das macht aber weiter nichts. Das Sat-1-Movie hat andere Qualitäten. Susanna Simon und Anna Hausburg sind nicht nur prima gecastet als die beiden Ausgaben der anfangs so tragischen Heldin. Hohe Taille, Fransenfrisur, bonbonfarbene Outfits, dazu die Hits von Cure bis Police. Simon sieht aus wie Michelle Pfeiffer und Hausburg wie die brave, kleine Schwester von Samantha Fox. Der Ausgangspunkt der Verkleidungsshow aber lautet: Selbstwertgefühl verzweifelt gesucht. Und so ist denn auch „Zurück zum Glück“ – nomen est omen – um einiges emotionaler und sentimentaler gestrickt als die Kino-Vorbilder „Zurück in die Zukunft“ und „Peggy Sue hat geheiratet“. Die Gefühlspflege funktioniert gut, weil die psychologische Grundierung stimmt. Ein Leben lang fühlte sich die Tochter verantwortlich für ihren Vater, der den Tod der Mutter und seinen sozialen Abstieg nicht verkraften konnte. Erst als aus der Vergangenheit Zurückgekehrte lernt sie, etwas aus eigenem Antrieb heraus zu tun: mit dem Physiklehrer zu schlafen, das ist schon mal ein verrückter Anfang.
Spaß ohne Reue“ hieß es in den Eighties für die, die in den Siebzigern Teenager waren. „Ich will Spaß“, grölten dagegen die Popper. „Spaß bis der Arzt kommt“ ist heute angesagt. Etwas zu viel des Guten ist denn auch die wenig originelle Verwurstung der 80er-Oldies. Schade. Wie überhaupt diesem höchst unterhaltsamen Film der letzte Schliff fehlt. Einige Story-Motive werden verschenkt: dass sich der Vater in die aus der Zukunft heimgekehrte Tochter verliebt, wird nicht gewagt, auszuspielen, oder der Traumberuf der Heldin, Möbel-Designerin, wird im Hauptteil des Films schlicht vergessen. Die eigentliche Botschaft des Films entstammt dem zitierten Jahrzehnt selbst: pop goes emotion! Schön clippig im Stil der Zeit umgesetzt.
Foto: Sat 1 / Julia Terjung