Jetzt kann die Tochter vom Bäckermeister Josef Schwanthaler endlich einmal zeigen, was alles in ihr steckt. Der Vater liegt auf dem Krankenbett, der Familienbetrieb in der fünften Generation steht mit 120.000 Euro bei der Bank in der Kreide und ein neuer Backdiscounter schnappt mit „Fertiggelump aus Tschechien“ samt Dumpingreisen den Schwanthalers die Kundschaft weg. Mit der Zwangsversteigerung im Nacken und einem sozial verträglichen Geschäftsmodell im Hinterkopf krempelt Franziska die Ärmel hoch und backt das, was ihre „Weihnachtsbäckerei“ der Welt geben kann: den besten Christstollen.
Unterstützung bekommt sie dabei von der verlorenen Tochter, ihrer Schwester Carmen aus Berlin, und von den Freunden und guten Bekannten aus der Nachbarschaft, von all denen, die nicht mehr mithalten können mit den Großen, die gerne helfen, um ein Stück guter alter Tradition zu bewahren. Und ausgerechnet ihr Schatz aus alten Tagen, derzeit Konditor in Dubai, hat die Neuausrichtung der Bäckerei ins Rollen gebracht. Der Sohn des Scheichs ist ganz verliebt in diese bayerische Süßspeise, doch müssen es denn gleich 3000 Stollen (in acht Tagen) sein?!Weihnachten steht vor der Tür. Nicht nur in dieser phantasievollen ARD-Alltagskomödie. „Was machen Frauen morgens um halb vier?“ ist ein entsprechend warmherziges Märchen mit dezenten tragischen Zwischentönen, das eine bessere Welt beschwört. Wenn dies in Verbindung mit den leuchtenden Augen von Brigitte Hobmeier geschieht, in denen gelegentlich ein rauschgoldengelsgleicher Glanz strahlt, dann übersieht man gern das etwas naive Wohlfühlstrick-Muster dieser doppelten Emanzipationsgeschichte, in denen es die Kleinen den Großen zeigen, und die Tochter ihrem grantigen Vater. Dramaturgisch ist die Handlung brav zusammengeschustert und klebt außerdem etwas zu sehr am Existenz bedrohenden, final gesteuerten Haupterzählstrang (als ob es die Möglichkeit eines Unhappy Ends überhaupt geben würde). Die Optionen der bayerischen Sidekicks, respektive der wunderbaren Besetzung der Nebenrollen, werden nicht ausgespielt. Es könnte daran liegen, dass eine Berlinerin, Martina Brand, das Drehbuch geschrieben hat. Zwar hat es Regisseur Matthias Kiefersauer („Franzi“) auf bayerische Verhältnisse umgearbeitet, Mundart-Dialoge inklusive, aber dieser authentische „Mehrwert“ fehlt. So ist das Bayerische eine „Farbe“, wie es Redakteure nennen. Es fehlt die Eigenart. Dafür freilich dürfte die Sprache auch für Nordlichter durchweg verständlich sein.
Vergleicht man den Film allerdings mit den Fernsehfilmen, die die Sender für die Adventszeit produzieren, schneidet „Was machen Frauen morgens um halb vier?“ überdurchschnittlich ab. Ein bisschen Sozial-Utopie in verträglicher Dosis, hier die Befriedung von Familie und der Erhalt von Gemeinschaft, dort ein Stück weit humane Globalisierung und etwas augenzwinkernde kulturell-religiöse Annäherung, präsentiert von guten Schauspielern oder zumindest solchen, die man gern sieht… das hat schon was. Brigitte Hobmeier, die ihre Franzi so spielt wie eine, die die Welt gern nieder schmust (und die Schwester zubusserlt), bringt’s auf den Punkt: „Dieser Film bietet keine große Lösung, aber er stellt uns ein paar gute Fragen. Für mich ist das Ganze ein schönes, lustiges und zugleich trauriges Märchen.“