Rebecca und Lutz sind glücklich. In zwei Tagen ist Hochzeit. Alles ist bis ins Detail geplant, sogar der Gang zum Traualtar wird vorsichtshalber geprobt und auch der Gospelchor übt schon mal – „How deep is your Love“. Und die Liebe scheint tief zu sein, zumindest ist sie aus einer tiefen Sehnsucht entstanden: Rebecca hat früh ihre Eltern verloren und Lutz möchte sich endlich aus dem Bannkreis seiner Mutter entfernen. Doch da steht sie auf einmal in der Tür – und bekommt eben diese von ihrer Schwiegertochter in spe ins Gesicht geknallt. Die Begrüßung hätte kaum herzlicher ausfallen können. Und es geht so weiter. Hinter der Maske aufgesetzter Freundlichkeit rumort es bei der ansonsten eher braven Rebecca nicht weniger als bei Schwiegermonster Gerlinde. Diese legt es offensichtlich auf einen Zweikampf an. Doch das zarte Blondchen, das ihr den Sohn wegnehmen will, ist ausdauernder als gedacht.
„Vorsicht Schwiegermutter“ ist eine gelungene Pro-Sieben-Komödie. Ausgerechnet mit dem Uralt-Mythos von der Giftspritze, die über ihren Liebling wacht und der keine gut genug für ihn ist, weiß der junge Sender zu punkten. Dramaturgisch wie visuell wurde das Bild vom bösen Drachen und der zerbrechlichen Elfe entworfen. Die Schwiegermutter ist ein besonders bissiges Exemplar ihrer Spezies, denn sie ist mehr als die sich sorgende Mama, sie ist zudem Psychologin und weiß, wie man die eigenen Ängste benutzt, um andere Menschen in die Enge zu treiben. Obwohl der Film von Zoltan Spirandelli nach wohl bekanntem Muster abläuft, gibt es immer wieder Überraschungen und Handlungs-„Twists“, die das Duell nie langweilig werden lassen. So wird zwischendurch Versöhnung gefeiert, weil die Schwiegermutter Rebecca als schwanger outet. Ob das alles Kalkül war, kann man nicht wissen. Viel Zeit zum Fragen bleibt auch nicht. Denn kurz vor der Trauung hält eine Verfolgungsjagd durch Berlin mit Rolls Royce, Cityroller und Brautkleid den Zuschauer schmunzelnd in Atem.
Wann konnte man zuletzt in einer TV-Komödie so lauthals lachen (wenn beispielsweise die Braut in ein Hasenkostüm schlüpft, um ihre Schwiegermutter zu beobachten) und im nächsten Moment leise in sich reingrinsen?! „Vorsicht Schwiegermutter“ jongliert gekonnt durch die humoristischen Tonlagen. Mal geht’s derb, mal eher doppelbödig zu und mal hat man richtig Mitleid mit der gebeutelten Braut. Immer aber bemüht sich Spirandelli um eine spielerisch-leichte Note. Auch filmsprachlich lässt er das Medium tanzen. Doch wie viel wäre das alles wert, hätte er nicht Katharina Schüttler verpflichtet, die dem Genrehaften die nötige Lebensnähe und Emotion gibt. Die Kölnerin, die mit radikalen Jugenddramen bekannt wurde, verleiht dem Film eine Glaubwürdigkeit, die er aus dem Drehbuch heraus allein nicht besitzen würde. Aber auch Adele Neuhauser als ihr mitunter widerwärtiger Widerpart ist eine glänzende Besetzung. Bei ihr stimmt alles: Physiognomie, Gesten, die gespielte Fassade. Und im Zusammenspiel sind die beiden einfach unschlagbar. (Text-Stand: 10.11.2005)