Das letzte Stündlein einer Ehe hat geschlagen. Lisa hält es nicht mehr aus mit Felix, diesem langweiligen Hausmann, der mit einem Brotbackautomaten mehr anzufangen weiß als mit ihr. Sie geht – zunächst ins Hotel, dann zieht sie bei Edgar und Chris ein. Die beiden haben ein Hausboot, sind locker und cool drauf – das ist genau das, was diese Endvierzigerin nach dieser Spießer-Ehe braucht. Zwei interessante Männer, eine attraktive, geheimnisvolle Frau, „kann das gut gehen?“, fragen sich die drei selbst. Am besten ausprobieren. Beide Freunde baggern mehr oder weniger heimlich die schöne Lisa an. Dann steht auf einmal Felix vor der Tür: verwahrlost, abgebrannt, ohne Bleibe. Die Noch-Ehefrau hat ein gutes Herz und fühlt sich auch ein wenig schuldig, Edgar und Chris können ihrem Herzblatt ohnehin nichts ausschlagen; also zieht Felix auf unbestimmte Zeit ein. Er läuft rasch wieder zu alter Form auf – und bekocht die drei, bis sie träge werden. Als er dann aber Lisa am liebsten „zurückhaben“ würde, trennen sich zum zweiten Mal ihre Wege. Die Lage im Hausboot bleibt angespannt. Zwei Heiratsanträge schmeicheln zwar, doch Lisa würde gerne weitermachen wie bisher!
„Vier sind einer zuviel“ ist eine romantische Komödie, die sich wenig von Hollywood-Wohlfühlfilmen dieses Genres abgeguckt hat, sondern deren Vorbilder im französischen Arthaus-Kino zu finden sind. Unübersehbar erweisen Sathyan Ramesh und Hans Gert Raeth der Mutter aller modernen Dreiecksgeschichten, Truffauts „Jules und Jim“, ihre Referenz. Die Art und Weise, wie die beiden Autoren die Zeit elliptisch ins amouröse Spiel bringen – das erinnert ein wenig an die bizarren Versuchsanordnungen eines Bertrand Blier, ohne dass sie dabei allerdings der Gesellschaft den Spiegel vorhalten möchten. Die Figuren drehen sich vorzugsweise um sich selbst; Modelle des Zusammenlebens werden zwar erprobt, aber zu dialektischen Schlüssen drängt die Handlung weniger als zu einem vordergründigen Happy End, das – soviel hat man als Zuschauer allerdings aus den 90 Minuten „gelernt“ – alles andere als sicher ist. Die situationskomischen Muster der Liebe dominieren eindeutig über die Psychologie der Figuren. Diese Muster lassen sich aber auch nicht von den dramaturgischen Mustern des Glücks, die einem die Unterhaltungsindustrie einhämmert, ins Bockshorn jagen. Dieser Film will viel, er kümmert sich nicht um die Sehgewohnheiten, die in diesem Genre im TV herrschen, die Macher gehen angenehm idealistisch an die Arbeit. Man sollte „Vier sind einer zuviel“ nicht an den großen Vorbildern messen, sondern sollte sehen, dass diese Komödie, die anfangs ein wenig bemüht wirkt, ein kleiner Fernsehfilm ist und man sollte ihm zugute halten, dass er angenehm aus den Konventionen des Fernsehgenreerzählens ausbricht.
Dass Torsten C. Fischers (musikalisch wunderbar untermalter) Film fünf Jahre auf Eis lag, dürfte mit dem unrühmlichen Abgang der ehemaligen NDR-Fernsehfilmchefin Doris Heinze zu tun haben. Der Sender hatte viel „vorproduziert“; da geriet diese alles andere als gefällige, zartbittere Beziehungsromanze unter dem Motto „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ in die Warteschleife. Und das trotz dieser Spitzenbesetzung: Barbara Auer, Matthias Brandt, Hannes Jaenicke, Jan-Gregor Kremp! Ein derartiges Top-Ensemble ist schon Voraussetzung für das Gelingen eines solchen Stoffes, bei dem sich die Handlung die meiste Zeit genüsslich (!) im Kreis dreht, anstatt in Richtung Finale vorzupreschen. (Text-Stand: 12.12.2012)