Elsa ist untröstlich. Ihr verschiedener Gatte hat ihr einen Berg Schulden hinterlassen – und eine abbruchreife Villa in seiner alten Heimat, dem ehemaligen Jugoslawien. „Mach was draus!“, steht auf einer Fotografie jenes Anwesens, um dessen Verkauf sich eigentlich Elsas Anwalt kümmern wollte. Doch Enkelin Clara muss ihre ebenso begeisterungsfähige Großmutter nicht lange überreden – und so geht es nach Kroatien, im nostalgischen Citroen-Cabrio, im Gepäck die Spaßbremse Fanny, Tochter von Elsa und Mutter von Clara. In dieser Dreierkonstellation ist Chaos vorprogrammiert: Geld futsch, Auto kaputt, dann Auto geklaut und die Villa am Ende vielleicht auch noch weg?! Dazu eine Mutter, die nie wirklich eine Mutter war, eine Mutter, die nicht loslassen kann, und eine Tochter, die hin und hergerissen ist zwischen der wilden Extravaganz der verschuldeten Großmutter und dem Verantwortungsbewusstsein der Mutter. Wird sich das alles zum Guten wenden können?!
Der Weg ist das Ziel. „Unterwegs mit Elsa“ ist ein harmlos unterhaltendes Selbstfindungs-Märchen, verpackt als sommerliches Road-Movie, bei dem sich die drei Frauen aus drei Generationen im Verlauf der 90 Minuten erwartungsgemäß (wieder) näherkommen. Ein bisschen Zufallsprinzip, ein bisschen Glückssuche, die genreüblichen Missverständnisse, angenehm beiläufig eingewoben in den Alltagsrhythmus einer Reise – daraus ergeben sich immer wieder hübsche, kleine Episoden. Einer Nacht im Luxushotel folgt eine Nacht im Auto, dem großen Feiern folgt der große Kater, der Euphorie folgt der Frust. Der Film von Bettina Woernle ist als ernsthafte Alltagskomödie angelegt. Witz entsteht allenfalls aus dem Handeln der Figuren; einen ästhetisch-komödiantischen Rahmen sucht man vergebens. Wenn schon keine dichte Geschichte, dann hätte mehr Dramaturgie mit wiederkehrenden Motiven oder Running Gags das Ganze vielleicht etwas beleben können. Selbst aus Claras Lust am Fotografieren – um ein Beispiel zu geben – wird thematisch und auch filmisch wenig gemacht. Für einen Film, der ganz auf seine Charaktere setzt, ist dieses Kontrast-Trio aus der Degeto-Fabrikation dann allerdings auch wieder nicht individuell & klischeefrei genug.
Foto: Degeto / David Nicolic
Und so plätschert „Unterwegs mit Elsa“ dahin – durchaus kurzweilig, mit der latenten Botschaft an den Betrachter, die konkreter noch an Mutter/Tochter Fanny gerichtet wird: einfach mal loslassen. Sommer, Sonne, Süden, zwei sympathische Figuren und eine ziemliche Nervensäge (ausgerechnet die Titelfigur), ein Hauch der fremden Kultur, in der Familie noch Familie bedeutet, melancholische Blicke aufs Meer, Urlaubsambiente, Romantik am Hafen… Der Film verarbeitet Wunschbilder auch in seiner Geschichte: Wunschbilder von Familie, von Gemeinschaft, von Glück. Es müssen nicht immer die ganz großen Geschichten sein – die Konflikte zwischen den drei Frauen reichen allemal aus für 90 Filmminuten.
Dass dieser ARD-Freitagsfilm die meiste Zeit diesen eher positiven Eindruck hinterlässt, liegt vor allem an Ulrike C. Tscharre und Alicia von Rittberg. Sie bringen den Alltagston, die typischen Blicke einer (verantwortungsvollen) Mutter und einer (abnabelungswilligen) Tochter ins Spiel. Dagegen drückt Michaela May – besonders im ersten Drittel des Films, in dem die Handlung ähnlich rumpelt wie der Motor des Oldtimers – zu sehr auf die Tube. Das mag ihrer Figur, dieser Dame von Welt, die plötzlich mittellos dasteht, geschuldet sein, nichtsdestotrotz ergeben sich im Vergleich mit dem frischen, natürlichen Spiel der jüngeren Kolleginnen daraus leichte Fremdschämmomente, die zudem dem angestrebten Realismuseffekt deutlich im Weg stehen. Gegen Ende schleifen sich nicht nur in der Geschichte diese Gegensätzlichkeiten ab; das tut dann auch der Tonlage des Films gut. Und so dürfte sich spätestens auf der Zielgeraden zum Happy End der dem Wohlfühlgenre geneigte Zuschauer vorstellen können, mit jeder dieser drei mal einen Sliwowitz trinken zu gehen… (Text-Stand: 2.2.2014)