Für alle Zuschauer, die es noch nicht wissen, wird es gleich zu Beginn ungeschickt in den Dialog eingeflochten: Es war einmal ein deutscher Arzt, der sich in eine irische Farmerin verliebte und jetzt in dem idyllischen Örtchen Ballymara den Landarzt gibt, der schon mal die Schafe hütet. In „Tanz auf dem Vulkan“ bleibt ihm dafür wenig Zeit, denn es reichlich was los. Fiddler John macht seiner Tochter einen Heiratsantrag und setzt sie damit unter Druck. Der Tumor, der bei John festgestellt wird, ist zwar gutartig, verkompliziert die Situation aber weiter. Außerdem hat sich in der Farm ein suizidgefährdeter Jugendlicher eingenistet. Und auch Dr. Winters Sprechstundenhilfe hat Probleme: ihr Freund will nicht mit ihr schlafen.
„Unsere Farm in Irland“ – das ist Fernsehen in der Tradition der „Schwarzwaldklinik“. Da werden problemlos Probleme angehäuft, um sie am Ende ebenso problemlos zu lösen. Dieser Widerspruch zwischen Inhalt und Form zieht sich durch jede einzelne der langen 90 Minuten. Da gibt es vertrauliche Gespräche unter Frauen, da gibt es vor allem Männer, die noch nicht so weit sind, da gibt es kleine Geheimnisse, die durch eine Unachtsamkeit ans Licht kommen und da gibt es viel Redundanz. Trotz der lebensbedrohlichen, schicksalsträchtigen Ereignisse plätschert Hans-Jürgen Tögels Film im 80er-Jahre-Familienserien-Stil dahin. Es wird zwar „Unsere Farm in Irland“ beschworen, jede Figur beteuert, dass sie für den anderen da ist, die erzählten Episoden und die Übergänge zwischen den Szenen, sprechen eine andere Sprache.
Hier ist keiner glaubhaft vom Schicksal der anderen berührt und die Schauspieler scheinen nur ihre Szenen zu kennen und nicht zu wissen, was noch alles passiert. Dabei besitzt der Stoff einige Verbindlichkeiten: das Mann-Frau-Thema (wie oft belügt man sich?) zieht sich durch alle Beziehungen und wird zumindest auf „Frau-im-Spiegel“-Niveau verhandelt. Von einer sinnlichen Umsetzung in einer dramaturgischen Form, wie sie den Unterhaltungsfilmstandards des Jahres 2010 entspricht, spürt man im Drehbuch allerdings nichts. Das Einzige, was diesen Film zusammenhält, ist die Präsenz des Schauplatzes Irland. Das Meer ist überall und es gibt dem ansonsten flach inszenierten Film eine gewisse Luftigkeit. Das Wetter, der Wind, die Weite, das ist das einzig „Authentische“. Nur, wo bleibt der Titel gebende Vulkan?