Bei Lukas ist „alles super“. Der gut aussehende junge Mann um die 20 flirtet gerne mit den Mädchen, träumt vom eigenen Klamottenladen und hat immer einen lockeren Spruch auf Lager. Lukas ist beliebt, allerdings ist keineswegs alles super. Sein Praktikum in einem Autohaus endet mal wieder vorzeitig. Wenn er sich ungerecht behandelt fühlt, fährt Lukas aus der Haut und schmeißt hin. Sein Rückhalt ist Freundin Meike. Beide sind verliebt, leben zusammen und wirken glücklich, auch wenn Lukas im Haushalt bestenfalls das Kaninchen füttert. Er habe „Angst in der Küche“, hat er Meike auf seine charmant-lässige Art erklärt. Als Meike wegen einer Geschlechtskrankheit behandelt werden muss (und vier Monate lang keinen Sex mehr haben kann!), ist Lukas vollends überfordert. Meike wird klar, dass ihr Freund nur mit sich selbst beschäftigt ist und erklärt ihm, sie brauche „einfach mal eine Pause“. Lukas landet im Leben: eigene Wohnung, Berufsschule, neue Arbeitsstelle.
Der gebürtige Pole Bartosz Werner erzählt in seinem zweiten Spielfilm nach „Preußisch Gangstar“ die Geschichte eines großen Kindskopfs, der seinen Platz noch finden muss. Oder auch einen „Liebesfilm mit einer Geschlechtskrankheit“, wie Werner selbst sagt. Sinn für Humor beweist er auch in dem Film. Werner hat unspektakulär inszeniert, nicht in einem dokumentarischen Stil, aber dennoch lebensnah und mit viel Sympathie für seine Figuren. Gerade auch für Lukas, dem man seine unreifen Macho-Allüren durchaus übel nehmen kann. Die Dialoge sitzen, es gibt leicht schräge Nebenfiguren wie Lukas‘ neuen Kollegen Ralle, und die jungen Hauptdarsteller Remo Schulze und Klara Manzel sind nicht nur ein hübsches Paar, sondern überzeugen mit Ausstrahlung und unbeschwertem Spiel.
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So folgt man der Geschichte gerne, auch wenn nicht alles „auserzählt“ wird. Warum Lukas gleich zweimal von zwei unbekannten Typen attackiert wird, wird nicht so recht klar. Und wie es mit ihm weitergehen wird, bleibt ohnehin offen. Eine wichtige Rolle spielt dabei Lukas‘ Familie, sein cooler, großer Bruder, seine immerfort Puzzle spielende Schwägerin, die fürsorgliche Mutter und der anfangs etwas sorglos wirkende, schließlich doch zupackende Vater. Mit Charly Hübner ist diese Rolle prominent und exzellent besetzt. Es kracht bisweilen gewaltig zwischen den Brüdern und zwischen Lukas und seiner Schwägerin, aber da wird auch ganz unprätentiös eine tiefe Herzlichkeit und Verbundenheit in Szene gesetzt, der Wille, einander in der Familie nicht aufzugeben. Lukas erkennt, dass er erst einmal mit sich selbst klar kommen muss. Das ist kein Happy End, aber dennoch ein Schluss, der hoffen lässt. Ein sympathischer „kleiner“ Film über junge Männer, die Liebe und das Erwachsenwerden.