Treuepunkte

Christine Neubauer in der Verfilmung von Susanne Fröhlichs Frauenroman

Foto: ZDF
Foto Tilmann P. Gangloff

Wie der Gatte so die Ehefrau… Der Seitensprung wird allerdings nur gedanklich vollzogen, der ganze Aufwand der betrogenen Heldin dient in „Treuepunkte“ allein der Restaurierung von Ehe und Familie: Die Bücher von Susanne Fröhlich vertreten eine ziemlich konservative Moral. Da lässt sich das ZDF nicht lange bitten. Wenigstens ist der Film von Thomas Nennstiel nach dem Drehbuch von Lars Albaum vergleichsweise flott erzählt, Ausstattung, Bildgestaltung & die Regie wirken hochwertiger als bei den Neubauer-Filmen in der ARD.

Andrea ist die gute Seele ihrer Reihenhaussiedlung. Jederzeit hat sie für alle ein offenes Ohr; bloß die eigene Ehe hat sie im Lauf der Zeit aus den Augen verloren. Als der gute Gatte Christoph (Martin Lindow), ein eifriger Anwalt, plötzlich auch nach Feierabend noch wichtige geschäftliche Termine hat, wird Andrea misstrauisch, zumal Freundin Sabine (Katharina Schubert) Christoph mit einer anderen beim spanischen Liederabend gesehen hat. Kurzerhand zieht Andrea eine Demarkationslinie durchs Reihenhaus, geht selbst auf die Jagd und wird prompt zur Beute von Luke Mahler (Henning Baum), der zu allem Überfluss auch noch Christophs Gegenspieler bei einem wichtigen Fall ist.

Der Seitensprung wird allenfalls gedanklich vollzogen, der ganze Aufwand dient allein der Restaurierung von Ehe und Familie: Die Bücher von Susanne Fröhlich vertreten eine ziemlich konservative Moral. Aber das tut das Fernsehen ja auch, zumal diese Haltung der schweigenden Mehrheit entspricht. Und so besetzt das ZDF die Hauptrolle auch der zweiten Fröhlich-Verfilmung (nach „Moppel-Ich“) wieder Christine Neubauer, die mit ihren Filmen im „Ersten“ ja längst hehre Werte verkörpert. Damit enden die Parallelen aber auch: „Treuepunkte“ ist vergleichsweise flott erzählt, Ausstattung, Bildgestaltung und die Regie von Thomas Nennstiel wirken deutlich hochwertiger. Vor allem aber kann das Drehbuch von Lars Albaum dank der Vorlage aus dem Vollen schöpfen: Die Dialoge sind zum Teil witzig („Hunde versauen nur den Teppich, Kinder das ganze Leben“). Gleiches gilt für Details am Rande der Handlung – etwa wenn Andrea aus Rache am Gatten dessen teuren Weinvorrat dezimiert.

Die Nebenfiguren mögen im Vergleich zum Roman ein bisschen zu kurz kommen, sind zum Ausgleich aber prägnant besetzt; köstlich ist zum Beispiel Nicki von Tempelhoff als schüchterner Anschlusssucher, der sich zwar beherzt an die Tipps seines Flirtlehrers hält, aber doch immer wieder seine Modelleisenbahn ins Gespräch bringt. Dirk Bach (Kölner) hätte sich bei seinem Berliner Dialekt allerdings ruhig etwas mehr Mühe geben können. Und Christine Neubauer wirkt seltsam befangen; vielleicht lag’s daran, dass sie mit 46 eine 39-Jährige spielen muss. Fazit: ziemlich zielgruppengereucht! (Text-Stand: 12.11.2008)

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Christine Neubauer, Martin Lindow, Katharina Schubert, Nicki von Tempelhoff, Henning Baum, Dirk Bach, Florentine Lahme, Günter Barton, Tina Engel

Kamera: Reiner Lauter

Szenenbild: Jost Brand-Hübner

Schnitt: Sybille Windt

Produktionsfirma: Ziegler Film

Produktion: Regina Ziegler

Drehbuch: Lars Albaum – nach dem Roman von Susanne Fröhlich

Regie: Thomas Nennstiel

EA: 12.11.2008 20:15 Uhr | ZDF

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