Kaum zu glauben, dass die Fernseh- und Romanlandschaft, der nichts Menschliches und Unmögliches fremd ist, tatsächlich einen völlig neuen Typus zu bieten hat. Klerikale Ermittler sind ja ein alter Hut, und garantiert gab es auch schon gläubige Polizisten. Ein Kommissar jedoch, der einen nicht geringen Teil seines Lebens im Kloster verbracht hat: Das klingt zwar nicht auf Anhieb glaubwürdig, aber faszinierend. Krimischriftsteller Friedrich Ani hat diese Figur zum Helden zweier Romane gemacht, auch wenn die Bezeichnung „Held“ falsche Erwartungen weckt: Polonius Fischer ist eine etwas sperrige Hauptfigur, ein durchgeistigter Kriminalist, der seine Mitarbeiter auf Distanz hält, was seine Ermittlungen angeht, dafür gern ins Dozieren verfällt (etwa über die Synchronizität zweier scheinbar unabhängiger Ereignisse) oder Weisheiten zum Besten gibt („Nehmen Sie Ihr Leben nicht so persönlich“). Der gleichfalls stets etwas distanziert wirkende Hanns Zischler ist die perfekte Besetzung für diesen Einzelgänger, bei dem man auch als Zuschauer nie so genau weiß, woran man ist.
Fischers erster von zwei Fällen gilt der Suche nach dem Mörder einer Frau, die in einer Tiefgarage nackt in einem Kleiderschrank gefunden worden ist. Adaptiert wurde Anis Romanvorlage „Idylle der Hyänen“ von Hannah Hollinger (Buch) und Matti Geschonneck (Regie). Das Gespann hat bereits über ein Dutzend gemeinsamer Filme realisiert, darunter manche Krimis, in denen die Atmosphäre oft wichtiger war als die Suche nach dem Täter. Auch diesmal ist man den Ermittlern als Zuschauer um einige Schritte voraus, ohne deshalb aber wirklich mehr zu wissen. Dass sich die Handlung auf verschiedenen parallel erzählten Ebenen abspielt (die Synchronizität der Ereignisse!), macht zwar einen gewissen Teil der Faszination aus, trägt aber nicht unwesentlich zur Verwirrung bei. So rätselt man eine ganze Weile, welchen Bezug zwei recht undurchsichtige Herren zur Handlung haben; so reizvoll es auch ist, dass sich die beiden Darsteller (Matthias Brandt und Christoph Waltz) dank einer imposanten Anzahl an Schurkenrollen gleichermaßen als Hauptverdächtige aufdrängen. Die Alltagsferne diverser mitunter gar kafkaesk anmutender Dialoge unterstreicht die Konstruiertheit gerade der Hauptfigur, ein Eindruck, der durch den Kontrast zwischen Fischer und seiner jungen Kollegin (Lisa Maria Potthoff) noch verstärkt wird. Kein eingängiger Krimi also, aber eine Herausforderung, der man sich stellen sollte. (Text-Stand: 24.11.2008)