Zwei Männer, die dieselbe Frau liebten, verschlägt es nach Istanbul, wo sie nur noch den Tod von jener Carla Paditz feststellen können. Der eine, Mark Kleinert, ein deutscher Kripo-Mann musste einen türkischen Kleinkriminellen in die Türkei überführen, der andere, Jo Weiß, ist ein verdeckt ermittelnder BKA-Agent am Bosporus. Wieder in Deutschland recherchiert der eine dem anderen hinterher. Dabei stolpert Weiß über zwei weitere Tote: die 13-jährige Tochter und die Mutter von Carla Paditz. Irgendwann stehen sich die beiden Männer dann gegenüber – einer mit einer Waffe in der Hand. Die Aktionen der beiden umtriebigen Männer werden genauestens vom BKA verfolgt: von Susanne Wahlberg und ihrem Chef Kurt Herder. „Sie stecken in Schwierigkeiten, Herr Kommissar“, weiß die kühle BKA-Blonde. Der ist erst mal beurlaubt. Und so reist er als Tourist nach Istanbul, wo illegale Waffengeschäfte abgewickelt werden, die etwas mit den Morden zu tun haben und in die Deutsche mitverwickelt sind.
Foto: ZDF / Martin Menke
Die Geschichte von „Tod in Istanbul“ ist schwierig zu erzählen. Sie ist verzwickt, ohne allerdings verworren zu sein. Figuren, Dialoge, Aktionen, Szenen – alles ist eng miteinander vernetzt. Die Informationsvergabe ist elegant. Nach 10 Minuten weiß der Zuschauer, was er für die Geschichte braucht. Doch so richtig weiß er nichts. Oft steht Aussage gegen Aussage. Es wird geredet und taktiert, jeder belügt jeden. Man kann nur versuchen, im Ausschluss-Verfahren dem Täter und der Tat auf die Spur zu kommen. Eines ist unverkennbar: zumindest einer dieses undurchsichtigen Quartetts spielt ein doppeltes Spiel. Auch deshalb ist es schwer, über den Film zu schreiben. Eine Information zu viel kann dem Film den Reiz nehmen.
Wie schon zuletzt bei „Der Verdacht“ so gibt es auch bei Matti Geschonnecks „Tod in Istanbul“ nicht viele Lösungsoptionen. Vier Personen stehen zur Disposition. Auch bei dem neuen Film nach dem Drehbuch von Hannah Hollinger ist das Faszinierende der Fluss der Geschichte, der Rhythmus der Erzählung. Waren es im Afrika-Film mit Christiane Paul die Weite, die Leere, großartige Bilder und die flirrende Atmosphäre rätselhafter Vorkommnisse, sind es im Istanbul-Köln-Film neben den uneindeutigen Charakteren in ihren variierenden Kombinationen und wechselnden Koalitionen vor allem die Handlungsstärke, die Informationsdichte, das hohe Tempo, die süffige Montage, die einen in den Bann ziehen.
Foto: ZDF / Martin Menke
Durchsichtiger als die Story und weniger elegant als die stilvolle Inszenierung ist die Dramaturgie mit ihren vielen Fragen. Die Helden sind auch nur Menschen – und wissen offensichtlich nicht alles. Die Mehrzahl der Fragen sind allerdings Hilfestellungen für den Zuschauer. Fragend findet der Zuschauer so den roten Faden dieses Verwirrspiels, das mal knallig (die türkische Polizei macht keine Gefangenen!) und mal etwas unlogisch (dass Weiß seine Entführung lebend übersteht) daherkommt, dann aber wieder leise und mit einer feinen Politik der Blicke (Hotelzimmerszene zwischen Ferch & Weisse) wunderbar akzentuiert wird.