Eine Nordsee-Bohrinsel havariert und an der Küste kotzen sich Menschen zu Tode. Irgendetwas schwärmt und glibbert da durchs Wasser, das rote Wellen schlägt und Badegäste Schleim spucken lässt. Eine toughe Ärztin, ein smarter Wichtigtuer vom Umweltbundesamt und ein durchgeknallter Meeresbiologe erkennen sofort, dass das Unheil aus dem Wasser kommen muss. Die Strände werden geschlossen, Katastrophenalarm, die Epidemie breitet sich aus. Alles geht rasend schnell. Bald kennen die drei die Ursache: Harmlose Mikroben mutieren im Irrsinnstempo und zerstören den menschlichen Organismus. Da sich diese Bakterien von Erdöl ernähren, liegt das Geheimnis der Katastrophe unter der Bohrinsel. Dem Killer-Schlabber auf der Spur, begeben sich die drei in die dunkle Tiefe der Nordsee.
So wie in dem Pro-Sieben-Ökoschocker ein Phobiker, ein Freak und ein sexy-Muttertier die Entwicklung eines neuen Evolutionsschrittes entdecken, so wird der Genrekinofan bei „Tod aus der Tiefe“ (Ausschnitte) Augenzeuge eines filmischen Quantensprungs. Das TV-Movie mit 30 Minuten Überlänge ist in vielfacher Hinsicht ungewöhnlich. Dem Katastrophenfilm folgt ein Unterwasserspektakel. Kinoästhetik ist hier kein Lippenbekenntnis und die Bilder vom tödlichen Schleim haben – passend zum Sujet – etwas Fantasievoll-Trashiges. Die Drehbuchautoren haben ihre Kino-Lektionen à la „Abyss“ und „Alien“ auch gelernt. Die Zellkolonien, die sich im Film Tod bringend zusammenschließen, sind ein Genreversprechen, das am Ende von einer neu formierten Menschenfamilie eingelöst wird. Die Patchwork-Familie als sexlose Art, sich zu vermehren? Und es gibt auch eine Wiedergeburt, nachdem ein anderes Kind im Film zuvor nicht geboren werden konnte. Zum mythologischen Subtext passt Lavinia Wilson, die zur Kämpferin mutiert wie einst Sigourney Weaver in der „Alien“-Reihe.
Auch die Besetzung der anderen Rollen ist mutig. Nicht ein einziger Soap-Star, nicht die üblichen Event-Movie-Verdächtigen. Und Fahri Ogün Yardim ist eine kleine Entdeckung. „Tod aus der Tiefe“ legt in der ersten Stunde ein enormes Tempo vor. Rasche Schauplatzwechsel, eine extrem bewegliche Kamera und Protagonisten, ständig in Bewegung, das ist die Rezeptur, um Zweifel an Story und Dialogen gar nicht erst aufkommen zu lassen. Die letzten 50 Minuten verkehrt sich die Actionhandlung zu einem mythologisch-dramatischen Unterwasserkammerspiel, zu einer Reise zum Ursprung des Lebens. Fazit: Spannendes Popcorn-Pantoffelkino, das rockt und rollt wie geschmiert. (Text-Stand: 7.9.2009)