Der Polizistin Maggie (Corinna Harfouch) geriet das Leben vor 16 Jahren aus den Fugen, als ihr Mann von heute auf morgen verschwand. Seitdem hängt sie an der Flasche. Nach dem Dienst besäuft sie sich in schöner Regelmäßigkeit. Eines Tages sitzt ihr ein verstörter Mann gegenüber: Der Deutschdäne Chris (Jens Albinus) hatte gerade versucht, sich umzubringen. Jetzt quälen sie sich gemeinsam durch die Verhöre, Stunden und Tage. Dieser Mann leidet unter einer unheilvollen sexuellen Neigung: Er liebt kleine Mädchen. Gemeinsam mit seinem rüden Päderastenfreund Holger (Jürgen Vogel) kaufen sie in Asien Kinder frei, um sie illegal in Deutschland an Paare zu verkaufen, die keine Kinder bekommen können. Die achtjährige Jenjira (Lisa Nguyen), eine vietnamesische Kinderprostituierte, will er dann aber lieber für sich behalten. Der völlig vereinsamte Mann lebt mit ihr in einer Plattenbausiedlung – wie Vater und Tochter. Seine Neigung lebt der von Schuldgefühlen Geplagte nicht aus. Für Jenjira ist Chris alles im Leben: Vater, Freund, Beschützer – und nur ein Mal Freier und Liebhaber.
„Denkbar ungelenk erzählt in seiner Parallelstruktur und den larmoyanten Monologen aus dem Off, zugeklebt mit einer primitiven Orchestermusik mit viel Pathos aber keinem Einfall. Der einsame Finger auf dem Piano muss der Zeigefinger des Regisseurs sein. Nein, Bekenntnisse gibt es nicht von Glasner. Nur Mitleid heischende Tragik weit jenseits der Grenze zur Lächerlichkeit.“ (Daniel Kothenschulte, Frankfurter Rundschau)
Nach dem Vergewaltigungsdrama „Der freie Wille“ nähert sich Matthias Glasner einem weiteren abweichenden und verbotenen Sexualverhalten, das besonders problematisch im Film dadurch wird, dass das achtjährige Mädchen die Liebe offenbar erwidert. Außerdem bringt der Filmemacher seiner männlichen Hauptfigur reichlich Sympathie entgegen, macht ihn zur Identifikationsfigur des Films. Das spaltete die Kritiker zur Kino-Premiere in zwei sehr konträre Lager. Mit zeitlichem Abstand betrachtet, ohne den journalistischen Druck, mit einer extremen Meinung an der Nachrichtenfront besondere Aufmerksamkeit zu erhaschen, halten die meisten Kritiken dem im Film tatsächlich Erzählten nicht stand. „This is Love“ lässt sich nicht auf das Lolita-Thema reduzieren. Die Geschichte der Polizistin, grandios gespielt von Corinna Harfouch, steht ebenso im Zentrum des 105-minütigen Melo-Dramas. Ein Manko mag sein, dass Glasner ihrer Geschichte nicht noch mehr Raum gegeben hat. „This is Love“ stellt vier, fünf Liebeskonzepte zur Disposition. Jedes scheint zum Scheitern verurteilt zu sein, weil es die Geschichte (der Figuren) so will. Glasner geht es nicht um Realismus, nicht um Beziehungswirklichkeit, die Schluss-„Berührung“ der Hände von Mann und Kind als Indiz zu nehmen, dass Glasner dieser Liebe die größte Wahrhaftigkeit zuspricht, ist Unsinn. Die Finger verkrallen sich ineinander – da ist mehr stille Verzweiflung als Liebe. Und so traurig es sein mag, Jenjira hat in ihrem Leben nichts Besseres kennengelernt. Das jedenfalls erzählt der Film. Das Leben mag da sicher manchmal ganz andere Geschichten erzählen können.
„Kamerafrau Sonja Rom schafft es, dem ganzen Film einen paradoxen Look zu verpassen: unrealistische Orte, die realistisch aussehen und realistische Orte, die unrealistisch aussehen… Für eineinhalb Stunden im Kino ist man bereit, sich auf diesen Skandal einzulassen, und wie jeder radikale Abschied von der Konvention tut auch diese Provokation der Kunst nur gut. ‚This is Love’ ragt weit über die meisten deutschen Produktionen hinaus, in denen Sympathie und Empörung doch sehr vorhersagbar verteilt werden.“ (Matthias Heine, „Die Welt“)
Als problematischer erweist sich, dass Matthias Glasner den Film mit den großspurigen Mitteln des Melodrams erzählt und tonnenschwere Tragik auf die Schultern seiner Helden lädt. Bei der Tragödie um die Alkoholikerin im Staatsdienst ist das weniger gravierend. Diese Geschichte erwächst quasi physisch aus der Realität – und später gesellt sich viel Ironie des Schicksals zu dieser Vita, an der auch ihr Kollege (glänzend wie gewohnt: Devid Striesow), der sie brennend liebt, nicht unmaßgeblich mitgestrickt hat. Hier hat die Tragik viele Väter. In der Päderastengeschichte ist es allein die unglückselige sexuelle Neigung, die das Tragische generiert. Da Glasner aber den Trieb nicht weiter analysiert, sondern entsprechend der Verschlossenheit des Helden eher verschämt behandelt, muss er diese Liebe mit Momenten vermeintlich großen Kinos aufblasen, die dann doch seltsam leer bleiben. Alle anderen verzweifelten Beziehungs-Kollisionen, inklusive der Art und Weise, wie sich die Schauspieler ineinander verkeilen, ist kleines großes Emotionskino, das hierzulande Seinesgleichen sucht.