Nach dem Einzug in der Chefetage des Kölner „Abendblatts“ folgte alsbald der tiefe Fall eines Unternehmensberaters – im wortwörtlichen Sinne. In der Eingangshalle des postmodernen Verlagshauses liegt er eines Morgens, nachdem er der Nachtschicht peinlich genau auf die Finger geschaut hat. „Die Liste der im Bedarfsfall frei zu stellenden Betriebsmittel“ ist lang, 210 Mitarbeiter stehen vor der Kündigung. Mordmotive en masse. Aber auch die White-Collar-Herren aus der Vorstandsetage haben nicht alle eine weiße Weste. Und die Consult-Teamleiterin ist ein abgekochtes Biest. Zwischen Faszination und Ekel ermitteln Ballauf & Schenk – und eines gucken sie sich ab von den Effizienzfanatikern: arbeiten rund um die Uhr.
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„Unter Druck“ geraten alle in diesem „Tatort“ aus Köln. „Tödliche Beraterkonkurrenz oder Angestelltenamok?“, texten die Online-Redakteure – und die Kommissare arbeiten beide Alternativen vorbildlich ab. Wie immer wird im moralisierenden Vorwurfston befragt oder suggestiv die Psycho-Nummer gefahren. Schön zu sehen, dass sie bei dieser seltsamen Berater-Spezies damit nicht weit kommen. Die Controler bleiben freundlich, sachlich, cool. Ihre Ideologie, ihr Perfektionsfetischismus übernimmt die Kontrolle über die Geschichte. Zwischen Förderbändern und Hightech-Architektur ist alles aufs Funktionieren ausgerichtet.
Ähnlich klar und effektiv sind auch Dramaturgie und Inszenierung. Abwechslungsreiche, hoch telegene Locations, eine perfekte (Typen-)Besetzung und viel Nachtarbeit, was dem Look gut tut, überstrahlen den soliden Whodunit. Die Qualität des Drehbuchs liegt auf anderem Gebiet: das beiläufige Ausleuchten der Stasi-Methoden im modernen Turbo-Kapitalismus, das Überwachungsmotiv, der Chauffeur, der ganz genau hinschaut und aus seiner Praxis plaudert, oder die tragische Schlusspointe – aus diesen vielen kleinen süffigen Details ergibt sich ein ziemlich „amerikanischer“ Krimi, der ausnehmend gut mit seinen Kommissaren harmoniert. Die sind einfach nicht gemacht für tief gründelnde Seelendramen.