Tatort – Unter Druck

Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Claudia Michelsen und ein "amerikanischer" Look

Foto: WDR / Uwe Stratmann
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„Unter Druck“ geraten alle in diesem Köln-„Tatort“ um den Tod eines Controlers. Zwischen Faszination und Ekel ermitteln Ballauf und Schenk im Milieu der Effizienzfanatiker. Zwischen Förderbändern und Hightech-Architektur ist alles aufs Funktionieren ausgerichtet. Ähnlich effektiv sind auch Dramaturgie und Inszenierung. Hoch telegene Locations, eine perfekte (Typen-)Besetzung und viel „Nachtarbeit“ überstrahlen den soliden Whodunit.

Nach dem Einzug in der Chefetage des Kölner „Abendblatts“ folgte alsbald der tiefe Fall eines Unternehmensberaters – im wortwörtlichen Sinne. In der Eingangshalle des postmodernen Verlagshauses liegt er eines Morgens, nachdem er der Nachtschicht peinlich genau auf die Finger geschaut hat. „Die Liste der im Bedarfsfall frei zu stellenden Betriebsmittel“ ist lang, 210 Mitarbeiter stehen vor der Kündigung. Mordmotive en masse. Aber auch die White-Collar-Herren aus der Vorstandsetage haben nicht alle eine weiße Weste. Und die Consult-Teamleiterin ist ein abgekochtes Biest. Zwischen Faszination und Ekel ermitteln Ballauf & Schenk – und eines gucken sie sich ab von den Effizienzfanatikern: arbeiten rund um die Uhr.

Tatort – Unter DruckFoto: WDR / Uwe Stratmann
Als Teamleiterin einer Unternehmensberatung steht Rita Landmann (Claudia Michelsen) unter großem Erfolgsdruck. Auf ihre Mitarbeiter Valentin (Max von Pufendorf) und Alex (Adrian Zwicker) kann sie sich 100-prozentig verlassen. Die Controller bringen aber auch Unruhe in den Verlag.

„Unter Druck“ geraten alle in diesem „Tatort“ aus Köln. „Tödliche Beraterkonkurrenz oder Angestelltenamok?“, texten die Online-Redakteure – und die Kommissare arbeiten beide Alternativen vorbildlich ab. Wie immer wird im moralisierenden Vorwurfston befragt oder suggestiv die Psycho-Nummer gefahren. Schön zu sehen, dass sie bei dieser seltsamen Berater-Spezies damit nicht weit kommen. Die Controler bleiben freundlich, sachlich, cool. Ihre Ideologie, ihr Perfektionsfetischismus übernimmt die Kontrolle über die Geschichte. Zwischen Förderbändern und Hightech-Architektur ist alles aufs Funktionieren ausgerichtet.

Ähnlich klar und effektiv sind auch Dramaturgie und Inszenierung. Abwechslungsreiche, hoch telegene Locations, eine perfekte (Typen-)Besetzung und viel Nachtarbeit, was dem Look gut tut, überstrahlen den soliden Whodunit. Die Qualität des Drehbuchs liegt auf anderem Gebiet: das beiläufige Ausleuchten der Stasi-Methoden im modernen Turbo-Kapitalismus, das Überwachungsmotiv, der Chauffeur, der ganz genau hinschaut und aus seiner Praxis plaudert, oder die tragische Schlusspointe – aus diesen vielen kleinen süffigen Details ergibt sich ein ziemlich „amerikanischer“ Krimi, der ausnehmend gut mit seinen Kommissaren harmoniert. Die sind einfach nicht gemacht für tief gründelnde Seelendramen.

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Reihe

WDR

Mit Klaus J. Behrendt, Dietmar Bär, Claudia Michelsen, Johann von Bülow, Hansjürgen Hürrig, Tessa Mittelstaedt, Felix Vörtler, Max von Pufendorf

Kamera: Michael Tötter

Schnitt: Guido Krajewski

Musik: Günther Illi

Produktionsfirma: Colonia Media

Drehbuch: Dagmar Gabler

Regie: Herwig Fischer

Quote: 8,92 Mio. Zuschauer (23,3% MA)

EA: 09.01.2011 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach